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Aktualisiert am 28.01.2020 - 17:48 Uhrin MärkteLesedauer: 9 Minuten

Klaus Kaldemorgen: "Es gibt 2010 keine Alternative zu Aktien"

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Kaldemorgen: Früher heizte überschüssige Liquidität zwangsläufig die Inflation an, doch das funktioniert im heutigen Umfeld nicht. Weil Preissteigerungen nicht an die Gütermärkte weitergegeben werden, sondern nur am Kapitalmarkt.

DAS INVESTMENT.com: Inflation ist also auf absehbare Zeit keine Gefahr?

Kaldemorgen: Durch Lohnsteigerungen oder Produktivitätswachstum zumindest ist sie sehr unwahrscheinlich. Es gibt genug Billiglohnländer, und die Produktivität wird mangels Nachfrage nicht ausgebaut. Inflationäre Tendenzen erwarte ich einzig aus dem Rohstoffbereich. Das Angebot lässt sich kaum ausweiten, und die Förderung wird teurer. Doch bis es dazu kommt, kann es noch zwei Jahre dauern.

DAS INVESTMENT.com: Entwarnung also für 2010?

Kaldemorgen: Ich rechne mit einer Vermögensinflation. Das ist unmittelbar plausibler, als dass Milch und Butter teurer werden.

DAS INVESTMENT.com: Werden die Notenbanken 2010 die Zinsen erhöhen?

Kaldemorgen: Ja, aber ganz maßvoll. Es wird keine Abkehr vom billigen Geld stattfinden, lediglich kosmetische Korrekturen.

DAS INVESTMENT.com: Haben Sie damit gerechnet, dass die Schwellenländer 2009 so nahtlos an ihre Erfolgsstory anknüpfen können?

Kaldemorgen: Nein, das habe ich nicht. Deshalb war meine Aufstellung in diesem Segment auch zu vorsichtig.

DAS INVESTMENT.com: Warum sind die Schwellenländer deutlich besser durch die Krise gekommen?

Kaldemorgen: Das liegt zu einem Teil an den enormen Rohstoffvorkommen, über die diese Länder verfügen. Die Rohstoffpreise haben sich nach einem kurzen Abtauchen wieder sehr ordentlich entwi­ckelt. Zudem hat China, das Schwellenland par excellence, eine ausgesprochen kluge Wirtschaftspolitik betrieben. Ein Dreiklang aus Förderung des Exports, Infrastrukturhilfen und Steigerung des Binnenkonsums. China ist allerdings auch das einzige Land, das sich eine solche Politik leisten kann.

DAS INVESTMENT.com: Wenn Sie diese Entwicklung erwartet hätten, wie hätten Sie mit Ihren Fonds darauf reagiert?

Kaldemorgen: Dann hätte ich alles richtig gemacht.

DAS INVESTMENT.com: Den Anteil der Schwellenländer von derzeit zaghaften 2 Prozent auf 5 Prozent erhöht oder so richtig rein in die Märkte?

Kaldemorgen: Ich wäre eine kombinierte Wette aus Rohstoffen und Schwellenländern eingegangen. Ich habe ein zu hohes Marktrisiko in den Schwellenländern gesehen und wollte zugleich eine hohe Korrelation zwischen Rohstoffen und Schwellenländern vermeiden. Das war im Nachhinein zu defensiv.

DAS INVESTMENT.com: Werden die Schwellenländer auch 2010 überzeugen?

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