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Klein schlägt groß Nach dem Siegeszug: Fondsboutiquen vor großen Herausforderungen

„Groß schlägt Klein“ lautet ein Gesetz, das sich im Einzelhandel durchgesetzt hat. Je größer ein Unternehmen, desto stärker ist zumeist auch seine Marktmacht – da haben es kleine Anbieter oft schwer, im Wettbewerb zu bestehen. Wer versucht, mit Kundennähe und Service zu punkten, muss sich den Großen oft geschlagen geben.

Da scheint die Fondswelt eine grundlegend andere zu sein. So bemühten sich seit den 90er Jahren kleinere Vermögensverwalter, oft auch als Investmentboutiquen bezeichnet, um die Gründung sogenannter Private-Label-Fonds, die häufig von mehr Kreativität und Flexibilität in der Anlagestrategie geprägt sind als die Angebote großer Fondsgesellschaften.

Denn diese müssen eine breite Produktpalette vorhalten, um den Bedürfnissen einer möglichst großen Zahl von potenziellen Anlegern gerecht zu werden. Auch muss das Fondsmanagement bei den Big Playern – je nach Gesellschaft und Produkt – bestimmte Leitlinien und Strategien verfolgen, die manchmal wenig Spielraum für Kreativität übrig lassen. Dieser Umstand hat die Aufmerksamkeit von immer mehr Anlegern und Beratern auf die kleineren, flexibleren Gesellschaften gelenkt (weitere Infos zum Thema finden Sie in der Artikel-Serie „Die neue Welt der Fonds-Boutiquen“ auf fondsdiscount.de). 
Viele Boutiquen haben sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt. Einige verzeichneten sogar Rekordzuflüsse und haben es geschafft, großen Fondshäusern Marktanteile abzuringen. Vom Erfolg der Pioniere inspiriert, bilden sich kontinuierlich weitere Boutiquen. Oft durch erfahrene Manager, die nach langjähriger Tätigkeit in größeren Häusern eigene Wege gehen.



Wo hört „klein“ auf?


Angesichts des rasanten Wachstums einiger Fondsboutiquen stellen sich Marktbeobachter häufig die Frage, ob diese überhaupt noch als solche zu bezeichnen sind. „Hinsichtlich Größe und Marktbedeutung muss man feststellen, dass einige Fondsboutiquen bereits Dimensionen erreicht haben, die bei Weitem nicht mehr als ‚klein‘ bezeichnet werden können“, sagt Markus Hill, unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt.

„Von der strategischen Ausrichtung passt der Begriff bei vielen aber noch voll und ganz. Denn die Konzentration auf ganz spezifische Investmentstile und Kernkompetenzen, die von einer weitreichenden Freiheit der Fondsmanager geprägt sind, bestimmen wesentlich den Charakter einer Fondsboutique“, begründet Hill.

Die kompakten Managementstrukturen der Fondsboutiquen können indes auch Gefahren bergen. Während große Häuser umfangreiche Teams einsetzen und personelle Expertise bei Engpässen leichter ersetzen können, bleiben Boutiquen zunächst einmal auf dem Risiko einer begrenzten Personenanzahl sitzen.

Doch auch hierfür gibt es Lösungsmodelle:
Indem zum Beispiel ein kleiner Vermögensverwalter innerhalb seines Multi-Asset-Konzepts dem Geschick externer Manager vertraut. So verbleibt die Asset-Allokation, also die strategische Gewichtung einzelner Anlageklassen, in der Boutique, während die Steuerung des Aktien-, Renten- und Immobilienportfolios oder auch weiterer Assets durch erfahrene Portfoliomanager renommierter Investmenthäuser vorgenommen wird.

Anpassungsdruck steigt

Der Fondsdatenanbieter Lipper hat zuletzt darauf hingewiesen, dass ein großer Profitabilitätsdruck auf den Asset-Managern laste. Das sei unter anderem ein Grund dafür, dass die Konsolidierung im Fondsuniversum weiter voranschreitet. Dieser Druck könne sogar noch steigen, wenn die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen erst vollständig umgesetzt seien. „Denn nicht alle Kosten der Regulierung können an die Investoren weitergegeben werden“, weiß Detlev Glow, Leiter der Fondsanalyse von Lipper in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (EMEA).

„Umfangreiche Regularien seitens der Aufsichtsbehörden werden mehr und mehr zu Hürden für kleine Boutiquen“, sagt auch Peter Vogel, Geschäftsführer der auf Fondsvertrieb spezialisierten VFonds GmbH. „Viele werden es schwer haben, langfristig eigenständig am Markt zu agieren. Zusammenschlüsse könnten vermutlich dabei helfen, die komplexen Vorgaben an Administration und Regulation zu erfüllen.“ In der neuen Ära der Verantwortlichkeit ist also die Überwachung der eigenen Arbeit für das Überleben der kleinen Adressen essenziell. Wem aber im regulatorischen Umfeld bewusst ist, Risiko- und Compliance-Anforderungen entsprechen zu müssen, der sollte auch zukünftig gute Chancen haben, als Schnellboot die großen Tanker auszumanövrieren.

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