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Klimagipfel in Cancún: Eine Wohlfühlsitzung

Quelle: Joujou, Pixelio
Quelle: Joujou, Pixelio
Für einen Weltklimavertrag wird die Einstimmigkeit aller 194 Vertragsstaaten verlangt. Wie aber soll man die Interessen von so unterschiedlichen Ländern wie den USA und China unter einen Hut bringen? „Die wenigsten wissen: Die Klimarahmenkonvention lässt es zu, dass Entscheidungen nicht einstimmig getroffen werden, sondern durch absolute Mehrheit“, so Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Trotzdem werde zu Beginn jeder Konferenz stets das Prinzip der Einstimmigkeit beschlossen. Schellnhuber: „Es wäre ein riesiger Schritt nach vorne, sich für die Mehrheitsentscheidung auszusprechen. Ich habe einige dieser Konferenzen erlebt und bin zu der Überzeugung gelangt, dass sie immer öfter angelegt werden wie gruppentherapeutische Sitzungen.“

Am Ende komme natürlich der kleinste gemeinsame Nenner heraus. „Dass niemals versucht worden ist, diese Selbstentmachtung außer Kraft zu setzen, gehört für mich zu den großen Rätseln der Klimakonferenzen. Man legt in dem Versuch, ein perfektes Produkt zu bekommen, die Latte so hoch, dass man sicher sein kann, dass es nicht klappt“, so Schellnhuber.

Gerechnet wird lediglich mit Teilerfolgen, wie Waldschutz oder Klimahilfen für Entwicklungsländer. Unwahrscheinlich ist hingegen ein Nachfolgeabkommen für einen verbindlichen Klimaschutz. Auch Professor Schellnhuber gibt sich im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung keiner Illusion hin: „Ich bin ziemlich sicher, dass Cancún eine Wohlfühlsitzung wird. Man wird sich in die Augen schauen und sagen, Kopenhagen war na ja, aber jetzt wollen wir uns erst einmal wieder vertragen und versuchen nichts zu beschließen, was irgendjemandem weh tut. Das ist ein Verdrängungsmechanismus.“

Der Kern des Problems bleibe das Kohlendioxid, und da sollten die Verhandler absolute Emissionsreduzierungen durchsetzen. „In Cancún wird man über vieles reden, nur nicht über das Klima“, so Schellnhuber. Natürlich sei Waldschutz sinnvoll, er helfe etwas beim Klimaschutz, aber er verhindere nicht den gefährlichen Klimawandel. Schellnhuber: „Und Anpassungsmaßnahmen sind beliebt, weil man glaubt, sofort Geld bekommen zu können. Ob das Geld dann wirklich dazu verwendet wird, die Strände von Guinea-Bissau zu schützen, habe ich meine Zweifel.“

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