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Aktualisiert am 08.09.2017 - 13:01 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Kommentar aus der Redaktion Fondssprech: Heute schon attraktive Opportunitäten diversifiziert?

DAS INVESTMENT-Redakteur Andreas Harms
DAS INVESTMENT-Redakteur Andreas Harms

Es war eigentlich nur ein kleiner Test. Eines Abends ließ ich in einem Gespräch mit meiner Frau einmal das in der Fondsbranche übliche Wort „Diversifikation“ fallen. Ihre Reaktion war genauso, wie ich erwartet hatte. „Wie bitte?“, fragte sie ungläubig nach, und ich erklärte ihr, was das Wort bedeutet: Risikostreuung. „Aha“, verstand sie und dann war alles klar.

Schon im Jahr 2008 fragte auf einer Kundenveranstaltung in Hamburg ein Zuhörer nach, was denn diese merkwürdigen Commodities seien, von denen der Referent andauernd redete. Der war wiederum leicht irritiert, weil ihn jemand einfach nicht verstanden hatte.

Die beiden Beispiele zeigen eine Herausforderung
... Verzeihung ... ein Problem, das die Investmentbranche bislang überhaupt noch nicht wahrgenommen hat: Kaum jemand versteht sie noch. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Materie so kompliziert ist, sondern vielmehr daran, dass die Branche die falschen Worte wählt.

Schuldig daran ist nur sie selbst – und vielleicht noch die sie umgebende PR-Maschinerie. Aus Schwierigkeiten machte die schon vor Jahren Herausforderungen. Die gute alte Risikostreuung verhunzte sie gnadenlos zur Diversifikation. Aus Verlusten machte sie negative Renditen. Gelegenheiten und Chancen machte sie zu Opportunitäten, Mischfonds zu Multi-Asset-Fonds. Und die Worte gut, schlecht, hoch, tief, teuer, günstig und rentabel strich sie ganz und ersetzte sie pauschal durch attraktiv. Mit grenzwertigen Fondsnamen will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen, daran hat sich an dieser Stelle vor einigen Monaten schon mein Kollege Egon Wachtendorf abgearbeitet.

Inzwischen geht das so weit,
dass von uns zur Freigabe und Genehmigung verschickte wörtliche Zitate zuweilen als Kauderwelsch zurückkommen. Hauptsache, ein paar modische Wörter stehen drin. Das Dumme ist nur: Außer den Zitatgebern selbst versteht kein normaler Mensch diese Sprache. Wie will denn diese Branche den deutschen Sparer endlich einmal für sich gewinnen, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, sich so auszudrücken, dass er sie versteht?

Apple gewann die Weltmacht, indem es seine Produkte emotional auflud und klar und verständlich präsentierte. Die Fondsbranche macht seit Jahren das Gegenteil. Da hilft nur, was Opel jüngst seinen Kunden auch einmal empfahl: Umparken im Kopf! Und auf der Zunge.

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