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Kommentar: Bremer Sparkasse „geht fremd“

Björn Drescher, Chef des Analyseunternehmens Drescher & Cie
Björn Drescher, Chef des Analyseunternehmens Drescher & Cie
Die Kooperation der Sparkasse Bremen mit der Service-KAG Hansainvest und der Depotbank Donner & Reuschel abseits des Sparkassen eigenen Fondsdienstleisters DEKA zeigt exemplarisch, welchen enormen Fliehkräften die Fondsindustrie derzeit ausgesetzt ist. Der Druck auf die Margen, neue Trends im Asset Management, die Nachfrage auf der Verbraucherseite und nicht zuletzt der wachsende Beratungs- und Dokumentationsaufwand der aus der fortschreitenden Regulierung erwächst, brechen traditionelle Denkverbote und Strukturen auf. Aus Sicht der Anleger muss das nicht schlecht sein: es lebe der Wettbewerb!

Die Fakten

Die Hansainvest Hanseatische Investment gibt heute Morgen bekannt, dass sich die Sparkasse Bremen in der Service-KAG zwei neue Produktlinien mit insgesamt acht Publikumsfonds hat konfektionieren lassen. Im Einzelnen handelt es sich dabei um die auf Privatanleger zugeschnittene Fondsfamilie „BremenKapital Kompakt“ und die vermögensverwaltenden Private-Banking-Fonds „BremenKapital Individuell“. Als Depotbank fungiert die Privatbank Donner & Reuschel. Die bereits zum Jahreswechsel aufgelegten Fonds verwalten schon jetzt mehr als 330 Millionen Euro.

Die Sparkasse Bremen will im Zuge der Fondsauflagen ihre Vermögensverwaltungskompetenz ausbauen und ihre Eigenmarke durch individuelle Gestaltungsmöglichkeiten etablieren.

Dr. Dirk Rollenhagen, Direktor Private Banking bei der Sparkasse Bremen wird mit den Worten zitiert: „Getreu unserem Grundsatz von Bremen für Bremer haben wir mit den neuen Fonds das Anlegerportfolio der Sparkasse maßgeblich erweitert. Alle Entscheidungen werden direkt in Bremen gefällt, damit wir unseren Kunden die größtmögliche Transparenz bieten können“.

Der Kommentar

Die zehn Meter hohe „Roland-Statue“ mit Schild und Schwert steht seit 1404 auf dem Bremer Marktplatz und erinnert daran, wie sich Bremen vom Klerus befreite und zur bürgerlichen Handels-, später Hansestadt aufstieg.

Unabhängig, selbstbewusst, kaufmännisch sind Eigenschaften und Assoziationen mit denen man sich gerne schmückt. Dazu passt vielleicht auch die jüngste Meldung, nach der sich die Bremer Sparkasse bei einer Hamburger Service-KAG zwei neue Produktlinien schneidern lies.

Dass hier zwei „Hanseaten“ und „Stadtstaaten-Akteure“ mit einander Handel treiben, ist dabei weniger bemerkenswert, als die Tatsache, dass die Bremer Sparkasse diese, wie sie es nennt, „Etablierung ihrer Eigenmarke“ abseits des Sparkassen-Dienstleisters DEKA vornimmt, an dem sie selbst beteiligt ist.

Sparkassen, die Fremdfonds vermitteln, gibt es schon länger. Sparkassen, die sich eigene Fonds bei der DEKA schneidern lassen und sie exklusiv oder mit Lokalkolorit vermarkten, ebenso. Und auch die eine oder andere Spezialfonds-Liaison mit fremden Instituten soll schon beobachtet worden sein. - Das in sich geschlossene System der Sparkassen ist schon lange nicht mehr so dicht, wie es vielleicht mal war - aber diese Dimension: zwei Produktfamilien, acht Publikumsfonds, schon 330 Millionen Euro Volumen, die ist neu und verkörpert ein interessantes Experiment, dass es zu beobachten gilt. Schließlich könnte das Beispiel Schule machen.
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