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Kommentar Dax? Och nö, bitte nicht

Andreas Harms, Redakteur bei DAS INVESTMENT.com (Foto: Thomas Görny)
Andreas Harms, Redakteur bei DAS INVESTMENT.com (Foto: Thomas Görny)
Denken Sie sich folgende Situation: Jemand feiert Geburtstag, vielleicht einen runden. Und unter den Gästen ist einer, der einfach ausspricht, was auch ein paar andere denken: Dass er den Jubilar in Wirklichkeit gar nicht leiden kann. In diesen Augenblicken kratzt eine imaginäre Nadel über die Schallplatte, alles verstummt und fragt sich: „Wie kann der nur?“

Ja, er kann – und in der Zeit des allgemeinen Dax-Überschwangs übernehme ich einfach mal die Rolle des Querulants-Gastes. Denn ich finde den Dax nicht sonderlich toll gelungen und für Geldanlagen (zum Beispiel über Indexfonds) sogar gänzlich ungeeignet.

Nun hat er ja mit 25 Jahren schon eine schöne runde Zahl auf dem Buckel, und auch die geknackte Marke von 10.000 Punkten schwebt schon recht eindrucksvoll durch die Börsenhallen. Und „Dax“ klingt ja auch irgendwie immer ein bisschen knuffig. Doch das war’s schon.

Da wäre zum einen die Frage, wie ein Index die deutsche Wirtschaft repräsentieren soll, der nicht einen einzigen Maschinenbauer enthält. Aber das ist nicht mal das Schlimmste. Denn das offenbart sich erst bei einem Blick darauf, welche Aktien überhaupt in den Dax aufsteigen. Zu viele von ihnen sind ausgelutschte Werte, die den Dax zu einem Sammelbecken für abgelegte Titel machen, mit denen kaum noch Geld zu verdienen ist.

Seit 2000 kam zu viel Müll

Der Bruch kam mit dem Hightech-Boom Anfang 2000. Seitdem beschleunigte sich mit den Kursschwankungen am Markt auch das Kommen und Gehen im Index – und vieles war Müll. Von 18 zählbaren Neuzugängen schnitten 9 während ihres folgenden Dax-Aufenthalts schlechter ab als der Index. Trauriger Tiefpunkt war der Chip-Hersteller Infineon, der am 19. Juni 2000 aufstieg und in seiner Dax-Zeit 99 Prozent seines Kurswerts verlor. Der Dax-Kursindex gab in derselben Zeit 52 Prozent ab. Am 23. März hatte das Debakel ein vorläufiges Ende. Infineon erholte sich wieder und stieg ein halbes Jahr später wieder auf – fünfmal so teuer.

Mitte des Jahrzehnts schafften die Finanztitel Postbank und Hypo Real Estate den Sprung in den Dax. Ein paar Jahre später fegte die Finanzkrise beide wieder weg – mit einer dicken Underperformance. Das soll die Elite der deutschen Wirtschaft sein?

Zwei der Neuzugänge seit 2000 liefen mit dem Kursindex ziemlich genau mit, und lediglich sieben Aufsteiger steuerten einen Mehrwert bei. Und in dieser Zahl ist Infineon seit seinem Wiederaufstieg enthalten und zweimal Continental. Einer der stärksten Neulinge ist übrigens Fresenius. Die Aktie stieg am 23. März 2009 ein und legte seitdem um 281 Prozent zu, der Preis-Dax schaffte 95 Prozent.

Elite hin oder her – das ist einfach zu dünn, um den Dax für Anlageentscheidungen auch nur Ansatzweise in Betracht zu ziehen. Die Kurve ist immer hübsch anzusehen, und irgendeinen Maßstab braucht der deutsche Aktienmarkt ja auch. Mehr ist aber wirklich nicht drin.

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