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Kommunen vor der Zinswende: Was ist zu tun?

Guido vom Schemm
Guido vom Schemm
Über dem Gesicht der Krise thront ein Cowboyhut: Allein die Ankündigung des US- amerikanischen Notenbankchefs Ben Bernanke, zukünftig sei von einer Zinserhöhung in den USA auszugehen, katapultierte die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen von ihrem Jahrestief von 1,63 Prozent innerhalb von gerade einmal vier Wochen auf bis zu 2,22 Prozent nach oben. Aus Angst vor steigenden Zinsen zogen Investoren hier ebenfalls massiv Gelder ab.

Als Kommune ist der Rentenanteil traditionell groß, daher ist für diese Investorengruppe eine rechtzeitige Strategie gegen eine Zinswende essentiell. Die Analysten der amerikanischen Bank JP Morgan erwarten im aktuellen Halbjahr einen weiteren Anstieg der Renditen. Nach deren Einschätzung ist der Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik, insbesondere aus den Anleihenkäufen durch die Notenbanken, in Sichtweite.

Das robuster werdende Wirtschaftswachstum in Amerika und im Euroland, wo sich die Rezession dem Ende zuneigt, könnte für weiter steigende Marktzinsen sorgen. Die JP-Morgan-Analysten erwarten die zehnjährige Bundrendite zum Jahresende bei 2 Prozent. Die Analysten der Deutschen Bank halten nach den jüngsten Aussagen von Herrn Ben Bernanke einen Anstieg der amerikanischen Rendite auf 3 Prozent für möglich.

Wie viel Zeit effektiv noch bleibt, damit sich Kommunen gegen eine Zinswende schützen können ist ungewiss. Wichtig ist es, dass Kommunen sich zeitnah mit möglichen Abwehrmaßnahmen beschäftigen, um ihr Rentenportfolio zu immunisieren.

Die einfachste Maßnahme gegen eine Zinswende ist die Duration, also die durchschnittliche Kapitalbindungsdauer des Anleihenportfolios, signifikant zu reduzieren. Dies kann erfolgen, indem sich Kommunen verstärkt auf geldmarktnahe Produkte fokussieren, um zeitnah von steigenden Zinsen zu profitieren.

Alternativ können einzelne Anleihen, bevorzugt mit einer Endfälligkeit innerhalb der nächsten 2,5 Jahre, ausgesucht werden. Die Kommune sollte hier die Bereitschaft mitbringen, die Anleihen bis zum Ende zu halten.

Eine mögliche Alternative wäre die Investition in variable Anlagestrukturen, deren Zins sich an einem Referenzzinssatz orientiert. Optimaler Weise sollte der Referenzzinssatz an eine kurzfristige Komponente, beispielsweise dem 3-Monats-Euribor, gekoppelt sein, damit die Kommune auch zeitnah vom gestiegenen Zinssatz profitieren kann. In dem ausgesuchten Beispiel ändert sich der effektive Zinssatz normalerweise vierteljährlich, so dass die anfallenden Zinsen direkt zu einem eventuell höheren Zinssatz angelegt werden können.

Kommunen, die ebenfalls derivative Anlagevehikel einsetzen dürfen, können zusätzlichen Spielraum nutzen. Viele derivative Instrumente, egal ob beispielsweise Faktor-Short- Zertifikate oder 2x Short-ETFs auf den Bund-Future, haben eine sehr ähnliche Wirkungsweise.

Hier gilt es auszuloten, welche Instrumente die Anlagerichtlinien zulassen und mit welchen Investments der Anleger sich am komfortabelste fühlt. Während die Wirkungsweise von Faktorzertifikaten sich nicht direkt für jedermann erschließt, ist der Bund- Future eine gemeinhin anerkannte Größe.

Der Bund-Future ist ein Terminkontrakt, der sich auf eine fiktive, langfristige Bundesanleihe bezieht, mit einem Kupon von 6 Prozent und einer Laufzeit von 10 Jahren. Mittels Short-ETF, egal ob gehebelt oder ungehebelt, kann die Kommune eine entsprechende Gegenposition zu ihren Anleihebeständen aufbauen und sich somit gegen eine Zinswende immunisieren oder sogar davon profitieren.

Nach über 30 Jahren rückläufiger Zinsen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Zinsen wieder steigen. Dass es hierbei zu heftigen Rückschlägen kommen wird, liegt in der Natur großer Wendemanöver. In solchen Zeiten ist ein professioneller Partner Gold wert, um die Kommune und seine Steuerzahler vor größeren Turbulenzen zu bewahren.

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