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Kongress der Boerse Stuttgart Mifid-Richtlinie birgt große Unsicherheit für die Branche

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„Das Zocken muss aufhören“

Richard Pitterle schließlich vertrat eine branchenkritische Position. „Das Zocken muss aufhören“, sagte er. „Die Finanzmärkte haben nichts mehr mit der Realwirtschaft zu tun.“ Mifid II sei daher nicht weitreichend genug. Pitterle lobte ausdrücklich die Finanztransaktionssteuer, die zwar nicht Teil der neuen Richtlinie ist, in Politik und Wirtschaft aber seit Jahren kontrovers diskutiert wird.

Diese sei ein „Lichtblick“. Wissing widersprach: „Eine Finanztransaktionssteuer lässt sich nicht einführen, ohne dass dadurch die private Altersvorsorge und die Realwirtschaft belastet werden.“ Eine ähnliche Position vertritt seit Längerem auch die Börse Stuttgart. Christoph Boschan von dem Bussche forderte denn auch, Privatanleger sollten von der Steuer befreit werden: „Sie haben die Finanzkrise nicht verursacht.“

Auf welche Weise Mifid II Privatanlegern zugutekommen soll, verdeutlichte anschließend Elisabeth Roegele, Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht/Assetmanagement der BaFin, in einem Vortrag. Sie erläuterte, auf welche Weise die neuen Regeln zur Product Governance Hersteller und Distributoren von Finanzprodukten in die Pflicht nehmen. „Der Hersteller und der Distributor haben eine lebenslange Verantwortung für das Finanzprodukt und den Produktionsprozess“, erläuterte sie.

Skeptisch zeigte sie sich gegenüber den mit Mifid II geplanten neuen Pflichten für Finanzdienstleister, elektronische Kommunikation mit Kunden aufzuzeichnen. Die Aufzeichnungspflicht sei schwer umzusetzen und besonders in Deutschland umstritten. Roegele machte dabei auch deutlich, dass viele Details der Umsetzung nach wie vor im Dunkeln liegen.

Diese Unsicherheit prägte auch die anschließende Podiumsdiskussion mit Roegele und Vertretern der Finanzbranche über Mifid II-Aspekte wie die Anpassung der Vorschriften für Best Execution oder die allgemeinen Auswirkungen von Mifid II auf die Finanzmärkte und die Wertpapierkultur in Deutschland.

„Es wird zu einer Verschiebung der Orderströme kommen, die Frage ist nur, wohin?“, sagte etwa Jürgen Wohlfahrt, Vertreter der Commerzbank und des DDV Ausschusses Anlegerschutz und Regulierung mit Blick auf die Best Execution-Kriterien.

Zuvor hatten Vertreter unter anderem des EU-Parlaments und der europäischen Finanzaufsichtsbehörde ESMA vor rund 300 Besuchern intensiv über die Umsetzung von Mifid II und deren Zeitplan diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass keiner der Beteiligten mehr mit einer Anwendung der Richtlinie zum ursprünglich vorgesehenen Termin am 3. Januar 2017 rechnet.

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