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Konjunktur Das Ende des Gleichschritts

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Tokio druckt nur Geld

In Japan sieht die Lage nicht besser aus. Der Rückfall in die Rezession zeigt sehr deutlich, dass Liquidität als Allheilmittel zur Ankurbelung der Wirtschaft dauerhaft nicht reicht. Aufgrund der (kurzfristigen) Erfolge der Abenomics, also der von Premierminister Shinzo Abe verfolgten Wirtschafts- und auch Geldpolitik, sind dringend benötigte Strukturreformen bisher vernachlässigt worden. Angesichts des erneuten Rezessionsszenarios dürften der angekündigten Ausweitung der Wertpapierkäufe weitere Schritte der Bank of Japan folgen.

Durch die massive Abwertung des Yen unterstützt Japan seine Exportindustrie. Gleichzeitig exportiert Nippon seine Deflation ins Ausland und versucht, durch steigende Preise für Importgüter im eigenen Land Inflation zu erzeugen. Die hartnäckige Reformunfähigkeit Tokios lässt uns allerdings trotz aller geldpolitischer Maßnahmen weiterhin sehr skeptisch auf Japan blicken.



BRICS mit enormen Schwierigkeiten

In den Schwellenländern dürfte die Aufholphase, die in der Vergangenheit eine überdurchschnittliche Investitionstätigkeit generierte, beendet sein. Davon sind insbesondere die großen BRICS-Staaten betroffen. Brasilien hat zwar im dritten Quartal die Rezession technisch vorerst überwunden. Das BIP wuchs aber nur um 0,1 Prozent. Das Land hat jahrelang von der weltweit hohen Nachfrage nach seinen Rohstoffen profitiert. Jetzt, wo die Preise fallen, zeigt sich, dass die immerhin siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt zu viel Geld für Konsum statt für Investitionen ausgegeben hat.

Noch wesentlich dramatischer wirken sich die Preisrückgänge bei Rohstoffen in Russland aus. Sowohl der Export als auch der Staatshaushalt basieren hauptsächlich auf dem Verkauf von Öl und Gas. Es zeigt sich, dass die russische Wirtschaft sonst nur wenig zu bieten hat. Das BIP Russlands wird 2015 um voraussichtlich 4,5 Prozent schrumpfen. Indien tut sich fast traditionell mit Reformen schwer. Und in China wurde jahrelang Kapital fehlinvestiert. Das zeigt sich unter anderem in der Immobilienblase und in Geisterstädten. Der Konjunktur droht eine harte Landung. Über Südafrika schrieb bereits im vergangenen Jahr das Handelsblatt, dass sich das Land durch Bürokratie und Rassismus selbst demontiere. In allen BRICS-Staaten bremst zudem die weit verbreitete Korruption das Wirtschaftswachstum. Das alles erfordert eine politische und wirtschaftliche Neuausrichtung dieser Länder.

Klar ist: Die Weltwirtschaft wird 2015 nicht brummen, aber eine Rezession ist nicht in Sicht. Die USA knüpfen wieder an ihre alte wirtschaftliche Dynamik an. Euroland kehrt zaghaft auf den Wachstumskurs zurück. Und die Schwellenländer schalten einen Gang runter, legen aber nicht den Rückwärtsgang ein. Das Wachstumstempo der Weltwirtschaft wird unter dem der Vorjahre zurückbleiben. Aber immerhin: Die Weltwirtschaft wächst.

Über den Autor: Holger Knaup ist Geschäftsführer von der Albrecht, Kitta & Co. Vermögensverwaltung

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