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Konjunkturausblick von Pimco China, Rohstoffe und Zentralbanken: Stehen uns ruhigere Zeiten bevor?

 Entscheidend in 2016: China, Ölpreis und die Zentralbankenpolitik (Bild: Pimco)
Entscheidend in 2016: China, Ölpreis und die Zentralbankenpolitik (Bild: Pimco)
Aktuelle Marktlage

Die Anleger schienen von der ersten Zinserhöhung der Fed im Dezember 2015 enttäuscht zu sein. Jedoch löste Chinas Staatsführung, indem sie in den ersten Tagen dieses Jahres eine schnellere Währungsabwertung zuließ, eine noch größere, durch Risikoscheu geprägte Bewegung an den Finanzmärkten aus. Dies führte zu einer erheblichen Verschärfung auf dem globalen Finanzmarkt: Die Erdölpreise fielen auf neue Tiefstände.

Die Bank of Japan (BOJ) überraschte die Märkte, indem sie erstmals ihren Zinssatz auf Überschussreserven im negativen Bereich festlegte. Daran schloss sich ein weiterer massiver Ausverkauf von Bankaktien und –anleihen, sowie von risikoreichen Anlagen an. Der Hinweis der Europäischen Zentralbank (EZB), dass sie die Zinssätze weiter in den negativen Bereich senken würde, trug zur Underperformance des europäischen Bankensektors bei. Damit verloren die Märkte insgesamt das Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, Anlagenpreise, das Wachstum und die Inflation weiter zu stützen.

Erholung am Markt, aber Korrektur nach unten

Die Aktienmärkte, die Kreditindizes und die Ölpreise haben sich von ihren Tiefständen, die sie Mitte Februar verzeichneten, erholt. Dabei halfen eine stabilere Notierung des chinesischen Yuans (CNY), sowie positive Erwartungen an die Zentralbanken: Erstens, die Fed könnte doch langsamer vorgehen. Zweitens, EZB und BOJ könnten die relativen Vorzüge von negativen Zinssätzen nochmals überdenken.

Aber ungeachtet der in jüngster Zeit ruhigeren Stimmung an den Märkten kommen wir zu dem Schluss, dass die schwächere globale Konjunkturdynamik zum Jahresende 2015 und die erhebliche, wenn auch vorübergehende Verschärfung der globalen Finanzbedingungen, im Januar und Februar Folgendes bedeuteten: Das Wirtschaftswachstum und die Inflation 2016 werden wahrscheinlich auf dem Niveau liegen, das wir im Dezember für die meisten führenden Volkswirtschaften vorhergesagt haben, oder darunter.

Prognose für BIP-Wachstum gesenkt

Wir haben unsere Prognose für das BIP-Wachstum in 2016 um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 2 Prozent bis 2,5 Prozent abgesenkt. Das tatsächliche weltweite BIP-Wachstum lag 2014 bei 2,8 Prozent und im vergangenen Jahr bei 2,6 Prozent. Unsere Prognose geht von einer weiteren Abschwächung der Weltwirtschaft voraus. Da die Zentralbanken die Grenzen der geldpolitischen Divergenz erkennen, die sich in Form der übermäßigen Stärke des US-Dollars bemerkbar machen, kommen wir zu dem Schluss, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr wahrscheinlich nur ein- oder zweimal erhöhen wird. In der Tat wurden in der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC), die nach unserem Forum stattfand, die Medianprognosen der einzelnen Mitglieder des FOMC von vier Zinserhöhungen bis Ende 2016 auf zwei Zinserhöhungen im Jahr 2016 nach unten korrigiert.

Weltweit unterschiedliche Geschwindigkeiten

Unter der Oberfläche des schwachen globalen Gesamtwachstums befinden wir uns immer noch in einer vielschichtigen Weltwirtschaft der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Die Divergenz in Wirtschaft und Politik wird weiterhin eine Reihe von Spannungen, Volatilität, Risiken und Chancen schaffen. Aber wo man sich in der Welt auch umschaut, das nominale und reale BIP-Wachstum und somit die Zinssätze werden wahrscheinlich deutlich unter ihren historischen Niveaus zurückbleiben.

Die „Neue Normalität“ ist durch eine schwache potenzielle Produktion und eine mangelnde Gesamtnachfrage geprägt, was sich in einer hohen Verschuldung und vermehrten Spartätigkeit gegenüber der Investitionstätigkeit zeigt. Diese Entwicklung verursacht Wachstumsschwierigkeiten, die nicht nur langfristige Perioden von drei bis fünf Jahren, sondern auch den zyklischen Zeitrahmen von sechs bis zwölf Monaten betreffen. Damit werden unsere Erwartungen hinsichtlich niedriger „neutraler“ Leitzinsen der Zentralbanken untermauert.

Politische Ungewissheit

Zusätzliche Hürden, die die Lage noch komplizierter machen, stellen sich durch steigende politische Unsicherheiten: die Präsidentschaftswahl in den USA, der zunehmende Populismus in Europa, die Flüchtlingskrise, das Risiko eines “Brexit” und instabile Regierungen in Brasilien. Auch wenn politische Risiken schwierig zu quantifizieren sind, verfügen sie über das Potenzial, das Verbrauchervertrauen und den Optimismus der Unternehmen weiter zu drücken. Ferner gestalten sich ihre Auswirkungen möglicherweise nicht linear, besonders wenn aus anderen, langfristigeren Gründen die Spartätigkeit hoch und die erwünschte Investitionstätigkeit niedrig ist.