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„Krisen-Lösungen in der Eurozone verlaufen höchst chaotisch“

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Chinas To-Do-Liste

Es handelt sich dabei erstens um eine Verbesserung der Produktivität der Investitionsausgaben, indem entsprechende Finanzierungsaktivitäten neu stärker auf den Privatsektor ausgerichtet werden. Es ist dieses Ziel, das dem Programm zur Deregulierung des Finanzsektors zugrunde liegt, obschon es den Bankensektor kurzfristig belasten wird.

Zweitens geht es darum, die Haushaltseinkommen zu erhöhen und den Konsum anzukurbeln. Den Ausschlag gibt hier die fortgesetzte Verlagerung der Wirtschaft in städtische Zentren, welche eine Reform des „Hukou“-Systems (Wohnsitzkontrolle, welche die Mobilität von Arbeitskräften erschwert) erfordert.

Gleichzeitig wird die kurzfristige Notwendigkeit, ein genügend hohes Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, respektiert, ohne den Inflationsdruck (insbesondere im Immobiliensektor) erneut anzufachen. Die richtige Dosierung ist in der Tat heikel.

Unsere jüngsten Reisen nach China haben uns indes in der Erwartung bestärkt, dass die Wirtschaft in den kommenden Jahren mindestens mit 7 Prozent wachsen sollte, während die unerlässlichen qualitativen Anpassungen vorgenommen werden. In nächster Zukunft wäre eine fortgesetzte Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten für China selbstverständlich eine Quelle zusätzlichen Wirtschaftswachstums.

USA im Konjunkturaufschwung


Wie von uns im Monatsbrief „Wie wird die Wirtschaftspolitik aussehen?“ vom Januar 2013 erwartet, setzte sich die Erholung des Investitionszyklus in den USA im ersten Quartal fort. Unterstützend wirkte ein Konsumentenvertrauen, das trotz der zu Jahresbeginn vorgenommenen Haushaltskürzungen robust blieb.

Die von einer Erholung des Immobiliensektors getragene Widerstandskraft des Binnenkonsums, die Stabilisierung des Nachfragewachstums in den Schwellenländern (die Einzelhandelsumsätze in China steigen weiterhin um 12 Prozent jährlich) und der Aufschwung in Japan waren weitere positive Faktoren.

Die Ende März veröffentlichten Konjunkturindikatoren signalisieren indes eine etwas weniger schwunghafte Aktivität. Man wird deshalb im zweiten Quartal darauf achten müssen, dass sich die Erholung in den Vereinigten Staaten trotz der negativen Auswirkungen der Rezession in Europa nicht abschwächt.

Geldpolitik à la Japan

Es ist selbstverständlich noch zu früh, um die Wirksamkeit des wirtschaftlichen und geldpolitischen Programms abzuschätzen, welches von Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und dem Gouverneur der Bank of Japan, Haruhiko Kuroda, angekündigt wurde. Unsere Positionen mit Bezug zu diesem Thema, die wir Ende 2012 an den japanischen Aktienmärkten eingegangen sind und die vollumfänglich gegen eine Abwertung des Yen abgesichert wurden, haben sich bereits als höchst rentabel erwiesen. Die angekündigten Maßnahmen sind jedenfalls radikal genug, um glaubwürdig zu sein.

Aufgrund der Höhe der Verschuldung der öffentlichen Hand Japans, die längerfristig bei fehlendem tragbar ist, waren sie aber auch dringend nötig. Wir rechnen deshalb damit, dass die in Angriff genommenen Maßnahmen von der Regierung in Tokio auch künftig mit Entschiedenheit weiterverfolgt werden.

Globales Fazit

Damit präsentiert sich das weltwirtschaftliche Umfeld zu Beginn des Jahres 2013 äußerst uneinheitlich. Eine der willkommensten Folgen der seit letztem Sommer angestrebten Reduktion des systemischen Risikos ist indessen sicherlich, dass die Korrelationen zwischen den einzelnen Anlageklassen gefallen sind. Folglich können die individuellen Märkte die spezifische Wirtschaftsentwicklung in den einzelnen Regionen nun angemessen einpreisen.

Die Korrelation zwischen den Märkten in den Industrie- und Schwellenländern belief sich 2012 auf 73 Prozent, ist aber mittlerweile auf nur noch 27 Prozent zurückgegangen. Die Korrelation zwischen den einzelnen Märkten der Industrieländer ging von 47 Prozent auf 28 Prozent zurück. Zwischen den individuellen Schwellenmärkten gab diese Kennzahl von 41 Prozent auf 19 Prozent nach.

Diese Entwicklung ist von entscheidender Bedeutung. Sie befreit zwar nicht von einer taktischen Verwaltung unserer Fonds, in deren Rahmen wir stets sorgfältig auf die Entwicklung der Lage in Europa achten, sie rechtfertigt aber mehr denn je die Ambitionen eines diversifizierten und globalen Asset Managements.  

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