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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 3 Minuten

„Kurzfristige Manipulationen können nicht den wahren Wert des Goldes zerstören“

Foto: Heraeus
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DAS INVESTMENT.com: War das noch eine Korrektur oder schon ein Crash?

Nico Baumbach: Ich würde weder den einen noch den anderen Terminus verwenden. Wir hatten am Montag den stärksten Tagesverlust seit über 30 Jahren; das ist auf alle Fälle mehr als eine Korrektur, zumal darüber hinaus auch wichtige technische Marken gebrochen wurden. Es wird vermutlich ein wenig dauern, bis das Vertrauen in vollem Umfang in die Goldpreisentwicklung wieder zurückkehrt. Ein Crash scheint mir aber auch nicht der passende Begriff, da die Panik am Markt nicht fundamental fundiert wirkt.

DAS INVESTMENT.com: Manche wiegeln ab, das Ganze sei ja nur Papiergold. Stimmt das? Wo ist dann der wahre Goldpreis? Wirkt sich der Papierpreis nicht auch auf den realen Markt aus?

Baumbach: Ja, so ist es aus meiner Sicht. Es gibt leider nur einen Preis für Gold und der betrifft das physische Gold, aber auch die Finanzprodukte beziehen sich darauf. Richtig ist allerdings, dass der Kursrutsch durch Papiergold ausgelöst wurde und dass die physische Nachfrage nach Gold sich darüber hinaus derzeit konträr verhält.

DAS INVESTMENT.com: Wie tief kann die Panik den Goldpreis nach unten treiben?

Baumbach: Das ist schwer zu sagen. Da der Kursverlust zu einem großen Teil durch das Verletzen charttechnischer Marken verstärkt wurde, könnten auch charttechnische Unterstützungen dem Goldpreis helfen. Wenn das so ist, dann sollten als nächste Marken die 1.300 US-Dollar beziehungsweise die 1.265 Dollar je Feinunze greifen.

DAS INVESTMENT.com: Wie kann etwas ein sicherer Hafen sein, das derart stark im Wert schwankt?

Baumbach: Gold ist die einzige Währung, die nicht durch politischen Willen vermehrt werden kann. Vor diesem Hintergrund ist es ein sicherer Hafen. Isoliert betrachtet liegt die Schwankung von Gold nur leicht unter der von Aktien. Darauf muss man immer hinweisen. Daher empfehlen wir Gold auch stets als Portfoliobeimischung in einer Größenordnung von 5 bis 10 Prozent. In diesen Größenordnungen stabilisiert es aufgrund seiner hervorragenden Korrelationseigenschaften ein Portfolio.

DAS INVESTMENT.com: Hand aufs Herz: Haben Sie so einen Rutsch für möglich gehalten?

Baumbach: Wissen Sie – ich habe in den letzten Jahren viel Phantasie für extreme Ereignisse entwickelt und daher ist für mich auch ein solcher Rutsch nichts Undenkbares gewesen. Ein wenig überrascht bin ich jedoch von der Tatsache, dass diese Bewegung ohne ein geändertes fundamentales Umfeld für Gold vonstattengegangen ist.

DAS INVESTMENT.com: Sollt man nicht doch sein Geld in Aktien arbeiten lassen, anstatt es in einem toten Stück Gold aufzubewahren?

Baumbach: Wir vertreten die Philosophie, dass für den Anleger ein ausgewogenes Portfolio, das zu seiner Risikoneigung passt, die beste Anlage darstellt. Zu einem solchen Portfolio gehört unverändert eine Beimischung an Edelmetallen, aber auch ein spürbarer Anteil an Aktien. Für mich stellt sich somit nicht die Frage, ob Gold oder Aktien sinnvoller sind – beides spielt eine wichtige Rolle für die Bildung eines ausgewogenen Portfolios.

DAS INVESTMENT.com: Manche Zungen sprechen von Manipulation. Wäre das möglich? Wenn ja, wie? Und wo wäre dann der Unterschied zu den Aktienmärkten?

Baumbach: Ich möchte mich nicht an Spekulationen über Manipulationen beteiligen, verfolge aber solche Diskussionen am Rande auch. Natürlich kann ich solche Dinge auch nicht ausschließen. Allerdings glaube ich, dass kurzfristige Manipulationen nicht den wahren Wert des Goldes auf Dauer zerstören könnten – wohl aber könnten sie kurzfristig das Vertrauen der Anleger trüben.

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