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Längere Laufzeiten für Atomkraftwerke: „Das ist kein K.o.-Schlag für erneuerbare Energien“

Energie-Analyst Josef Auer von DB Research
Energie-Analyst Josef Auer von DB Research
DAS INVESTMENT.com: Herr Auer, wie wird sich die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken auf die Branche der erneuerbaren Energien auswirken?

Josef Auer: Wenn man sich die Börsen heute Morgen anschaut, nicht besonders negativ. Nicht nur die Kurse der großen Strom- und Atomkonzerne sind gestiegen, auch die der Solar- und Windfirmen. Die Marktteilnehmer sehen das energiepolitische Gesamtkonzept offensichtlich nicht so negativ wie viele Umweltverbände. 

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DAS INVESTMENT.com: Wenn Atomkraftwerke länger laufen, sinkt aber doch der Anreiz, erneuerbare Energien und die dafür nötigen Stromnetze weiter auszubauen.

Auer: Das stimmt, die Entwicklung wird sicherlich etwas gedämpft. Aber der Trend dreht sich nicht um. Es gilt auch weiterhin: Auf absehbare Zeit werden keine neuen Atomkraftwerke gebaut. Der Ausstieg ist zementiert, auch wenn er nun um weitere zehn Jahre nach hinten rückt. Eine ernste Herausforderung ist die Entscheidung übrigens nicht nur für die Branche der erneuerbaren Energien, sondern auch für viele Stadtwerke, sozusagen für den Mittelstand der Stromerzeuger.
 
DAS INVESTMENT.com: Warum?

Auer: Weil viele von ihnen mutig in eine neue Energiezukunft investiert haben. Das rechnet sich nun nicht mehr so, wie ursprünglich gedacht. Und davon abgesehen: Die Endlagerung des Atommülls ist auch noch nicht vollständig politisch gelöst. Ich bin darum gespannt, wie die Bundesländer reagieren.

>> Atom-Einigung bringt Konzernen mindestens 50 Milliarden Euro >> Kanzlerin Merkel preist Kompromiss als Energie-Revolution
 
DAS INVESTMENT.com: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Auer: Nein, noch nicht. Es bleibt abzuwarten, wie der Bundesrat reagiert. Außerdem hat die Opposition ja schon gesagt, dass sie die Verlängerung bei einem Regierungswechsel gleich wieder kassieren wird.
 
DAS INVESTMENT.com: Zusammen mit der Verlängerung der Laufzeiten hat die Koalition einen Sonderbeitrag von 15 Milliarden Euro festgelegt, mit dem die Stromkonzerne erneuerbare Energien fördern sollen. Was halten Sie davon?

Auer: Erneuerbare Energien werden in Deutschland ja sowieso schon mehr gefördert als im Rest Europas. Allein der Betrag sagt noch nichts aus. Wichtig ist, was mit dem Geld gemacht wird.
 
DAS INVESTMENT.com: Was wäre sinnvoll?

Auer: Sinnvoll wäre auf jeden Fall der Ausbau der Stromnetze, Stichwort Smart Grid. Noch ist unser Stromnetz nicht auf viele landesweit verteilte Stromquellen mit schwankenden Erträgen eingestellt.  Gut wäre auch, wenn das Geld nicht an die etablierten Stromkonzerne ginge, um den mittelständischen Unternehmen aus der Erneuerbare-Energien-Branche Konkurrenz zu machen.
 
DAS INVESTMENT.com: Ihr Fazit zum energiepolitischen Gesamtkonzept?

Auer: Es ist kein K.o.-Schlag für die erneuerbaren Energien. Das zeigt auch schon die Reaktion der Börsen heute Morgen. Beide Seiten können damit Leben. 

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