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Langfrist-Ausblick Aktien: Robeco erhöht Fünfjahresrenditeziel auf 6,5 Prozent pro Jahr

 Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions
Lukas Daalder, Chief Investment Officer von Robeco Investment Solutions

Die Stimmung der Investoren ist deutlich schlechter als die tatsächliche Lage. Wir bleiben trotz vieler Widrigkeiten und Herausforderungen insgesamt optimistisch gestimmt, was die globalen Wachstumsaussichten für die kommenden Jahre angeht. Allerdings sehen wir drei besondere Herausforderungen: Schwellenländer, Verschuldung und Erderwärmung.

Erderwärmung – jedes Szenario bedeutet Anpassungskosten

Vor allem bei der Erderwärmung kommt es stark darauf an, welche Maßnahmen die beteiligten Parteien ergreifen. Ein Grund für Optimismus ist, dass die weltweite Besorgnis über die Erderwärmung deutlich zugenommen hat. Das zeigt sich auch an dem kürzlich verabschiedeten, ehrgeizigen Pariser Klimaschutzabkommen. Nach unserem jetzigen Kenntnisstand ist dennoch jedes Szenario mit Anpassungskosten verbunden, die sich negativ auf risikobehaftete Vermögenswerte und die Schwellenländer auswirken dürften.

Sorge bereitet uns auch die erwartete Abschwächung der chinesischen Wirtschaft, was die derzeit niedrigen Kurse von Schwellenländeraktien – im Vergleich zu Aktien aus den Industrieländern – rechtfertigt. Zwar gibt es bei den Unternehmensgewinnen Luft nach oben, insgesamt aber sind Anleihen aus den Emerging Markets derzeit attraktiver, da die Währungen dieser Länder gemessen an der Kaufkraftparität mit einem Abschlag gehandelt werden.

Relativ entspannt bewerten wir dagegen das Thema Verschuldung. Denn Schulden sind Vermögen – die Schulden einer Person sind das Vermögen einer anderen. Somit kann man statt über einen „Schuldensuperzyklus” auch über einen „Vermögenssuperzyklus” sprechen. Das heißt nicht, dass uns die steigenden Schulden in bestimmten Märkten wie China mit seinen Staatsschulden keine Sorgen machen würden. Wir glauben aber, dass die Aussage „Schulden sind schlecht“ zu kurz greift.

Basisszenario: Globale Konjunktur normalisiert sich

Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft, einschließlich der Schwellenländer, von 2017 bis 2021 um jährlich rund drei Prozent wachsen sollte. Die durchschnittliche Inflationsrate dürfte weltweit bei 2,5 Prozent und in den Industrieländern bei zwei Prozent liegen. Weil die Risiken im derzeitigen Umfeld zugenommen haben, haben wir die Eintrittswahrscheinlichkeit für unser Basisszenario von 70 Prozent auf 60 Prozent reduziert. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem ungünstigen Stagnationsszenario kommen wird, ist gestiegen. Wir veranschlagen diese jetzt mit 30 Prozent.

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Für uns ist eine allmähliche Normalisierung der Weltkonjunktur immer noch die wahrscheinlichste Entwicklung. Man darf uns deshalb gerne als Optimisten bezeichnen - trotz des geringen Wachstums wird beispielsweise die Arbeitsmarktlage besser und die Arbeitslosenquoten in allen führenden Volkswirtschaften derzeit unter ihren langfristigen Durchschnittswerten liegen.

Aktien bleiben die attraktivste Anlageklasse

Für die Kapitalmärkte bedeutet das beschriebene Basisszenario folgende Renditeaussichten (siehe Tabelle 1.1): Für Aktien haben wir das Fünfjahresrenditeziel um ein Prozent auf 6,5 Prozent pro Jahr erhöht, um dem weltweiten Rückgang des Bewertungsniveaus von Aktien Rechnung zu tragen. Gleichzeitig haben wir die langfristigen Renditeaussichten für Aktien auf nun sieben Prozent gesenkt. Dies ist Ausdruck der etwas reduzierten Wachstumsaussichten infolge geringerer Produktivitätssteigerung, spiegelt aber auch eine Aktualisierung der erwarteten Dividendenerträge wider.

Für europäische Staatsanleihen mit AAA-Rating erwarten wir dagegen in den nächsten fünf Jahren eine Rendite von minus 3,5 Prozent. Der Grund: Die Ertragsrenditen sind noch weiter gefallen als im vergangenen Jahr, sodass der Puffer für ungünstige Veränderungen der Anleihekurse noch weiter geschrumpft und für europäische Staatsanleihen mit AAA-Rating in der Tat negativ geworden ist. Dennoch bleiben Anleihen wichtig, in einem Asset-Liability-Management- und Risikorahmen habe die Anlageklasse immer ihren Platz. Um einen Mehrwert zu erzielen, ist es zudem wichtig, eine aktive Anlagepolitik zu verfolgen. Anleihen aus den europäischen Peripherieländern bieten beispielsweise größeres Wertpotenzial.

Risiken nehmen zu

Insgesamt gibt es jedoch zahlreiche glaubhafte Schreckensszenarien, die stark auf die Stimmung der Investoren drücken könnten: etwa ein weiterer Zerfall der europäischen Wirtschaft, eine harte Landung in China, eine Zunahme des Protektionismus, der Verlust der Glaubwürdigkeit von Notenbanken oder das Platzen der Schuldenblase. Wenn aber die Erwartungen so niedrig sind, dann liegt auch die Messlatte für positive Überraschungen sehr niedrig. Das Motto laute derzeit: Je geringer die Erwartungen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Überraschung positiv sein wird – kurz vor Tagesanbruch ist es immer am dunkelsten.

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