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LBBW-Marktexperte „Die große Party ist ganz klar vorbei“

Rolf Schäffer: Der Leiter Strategy Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stand auf dem diesjährigen Kapitalmarktforum der LBBW in Wien Rede und Antwort zu den Kapitalmarktaussichten für 2018 und darüber hinaus.
Rolf Schäffer: Der Leiter Strategy Research der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) stand auf dem diesjährigen Kapitalmarktforum der LBBW in Wien Rede und Antwort zu den Kapitalmarktaussichten für 2018 und darüber hinaus. | Foto: Photography Arman Rastegar Wien

DAS INVESTMENT: Die Frühindikatoren stehen hoch, sinken aber derzeit. Wie lange läuft der Aufschwung noch?

Rolf Schäffer: Isoliert betrachtet sprechen diese Werte für eine weiterhin sehr gute Ausgangssituation. Wir müssen aber auch die Struktur des Aufschwungs betrachten. Er begann ja aus der Finanzkrise heraus und wir hatten zudem die Euro-Schuldenkrise und ein sehr hohes Unsicherheitsniveau, was den Zusammenhalt in Europa betraf.

Die Investitionen sind daher nur sehr moderat gestiegen, es kam nicht zu einem sich selbst verstärkenden Aufschwung mit hohen Investitionen. Das erleben wir jetzt, wir bekommen ein Verhalten am Markt, das für die zweite Phase des Aufschwungs spricht. Das dürfte auch noch eine gewisse Zeit lang anhalten. Für 2018 sind wir positiv gestimmt und auch 2019 wird noch ein gutes Jahr werden.

Dieser Aufschwung ist nun schon neun Jahre alt. Normalerweise setzen die Fed mit Zinsanstiegen oder Ölpreisschocks dem ein Ende. Was wird Ihrer Ansicht nach diesmal passieren?

Der Ölpreis wird stark geopolitisch getrieben, das haben wir nicht im Griff. Da ist eine Vorhersage schwer. Unsere 12-Monats-Ölpreisprognose liegt bei 80 US-Dollar pro Barrel. Danach können wir uns auch einen etwas höheren Ölpreis vorstellen. Die Investitionen in Öl sind derzeit historisch gering.

Langfristig wird es zu höheren Preisen kommen, für die nächsten zwei Jahre glauben wir jedoch nur an einen leichten Anstieg. Und dieser Anstieg wird die Inflation nicht stark nach oben treiben. Wir werden also seitens der Zentralbanken, insbesondere seitens der EZB, kein Problem erhalten.

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Die Zeiten der expansiven Geldpolitik sind aber doch bald vorbei?

Sowohl in Amerika als auch in Europa ist der neutrale Zins noch nicht erreicht. In Europa haben wir etwa 1,75 Prozentpunkte Abstand, in den USA 1 Prozentpunkt Abstand vom aktuellen Leitzinsniveau zum neutralen Zins. Das heißt, die Geldpolitik wird weniger expansiv, aber noch bei weitem nicht restriktiv werden.

Die Fed hat einen wesentlichen Einfluss auf die Zykluslänge. Die letzten Aufschwünge wurden alle durch einen deutlichen Zinsanstieg der Fed abgebremst. Momentan gibt es aber noch Gegeneffekte, darunter auch die US-Steuerreform der Regierung Trump. Sie setzt deutliche Investitionsanreize.

Die erwarteten drei oder vier Zinsschritte der Fed für dieses Jahr werden sich also kaum auswirken?

Schäffer: Nein, denn entscheidend ist, dass der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik wesentlich langsamer stattfindet als früher. Früher wurden von Sitzung zu Sitzung viel größere Zinsschritte beschlossen. Ein Viertel-Prozent-Schritt pro Quartal ist dagegen langsam. Da kommt man pro Jahr nur um 1 Prozent nach oben. Wir haben in den USA immer noch einen negativen realen Tagesgeldzinssatz.

Historisch setzte die Rezession erst bei einem deutlich höheren Satz ein. Die Geldpolitik und die Fiskalpolitik ziehen also erst einmal weiter. Auch außerhalb der großen Räume USA und Europa sehen wir nicht unbedingt Anzeichen, die für einen Abschwung sprechen. Voraussetzung ist, dass die Risikothemen wie die Handelspolitik und Trump keinen Strich durch die Rechnung machen.

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