LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche

Loys-Chef im Interview Christoph Bruns: „Unter dieser Bedingung steht Frankreich eine Börsenrally bevor“

Seite 2 / 2

Wie sähe Ihrer Einschätzung nach ein ungünstiger Ausgang aus?

Bruns: Wenn sich nichts ändert und es nur nationalistisches Gekreische gibt, sollte man auch als Investor die Finger von Frankreich fernhalten. Dann wird das Land uninteressant. Falls Frankreich aus dem Euro austritt, bekommen wir vermutlich auch eine neue Europäische Union. Es gäbe dann einen Druck in Richtung Kerneuropa – ein Nordeuropa, das aus Deutschland, Österreich, Finnland, den Niederlanden und Luxemburg, eventuell auch Belgien bestehen könnte und das einen eigenen Euro einführen würde.

Meinen Sie, dass es dann überhaupt noch einen europäischen Zusammenschluss geben würde? Immerhin war Frankreich einer der Kernstaaten, die die Union überhaupt auf den Weg gebracht haben.

Bruns: Europa braucht eine Bündelung der Kräfte. Um Standards zu verhandeln, zum Beispiel mit China oder den USA, ist jedes einzelne europäische Land zu klein. Wenn die EU in der heutigen Form nicht existieren kann, wird es einen kleineren Staatenbund geben. Die genannten Nordländer sind solide aufgestellt, auch von ihrer Verschuldung her. Sie haben eine wirtschaftliche Kraft und wirken wie ein Magnet.

Welches Szenario halten Sie für das wahrscheinlichste?

Bruns: Frankreich ist Baumeister und politisch wichtigstes Land in der EU. Aber die EU ist auch für Frankreich wichtig. Immerhin ist Frankreich eines der größten Empfängerländer. Gerade die Franzosen profitieren vom Euro. Ihn abzuschaffen oder aus der EU auszutreten, kann man in der Opposition leicht fordern. Wenn man aber an der Macht ist und Dinge konstruktiv umsetzen muss, ist das etwas anderes. Die Franzosen werden gut daran tun, nicht den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen.

Frankreich hatte jetzt zehn schwache Jahre unter schwachen Präsidenten. Von daher meine ich, dass die Chancen eher aufseiten einer Verbesserung liegen. Die Niederländer haben vor kurzem gezeigt, dass vielen Menschen die Europäische Union doch als die bessere Alternative gilt. Sie mag nirgendwo so besonders beliebt sein. Das mag seine Gründe haben. Die Menschen sind aber so schlau, nicht gegen die eigenen Interessen zu stimmen.

Sie glauben also, dass bei den bevorstehenden Wahlen in Frankreich vor allem die Ratio siegen wird?

Bruns: Ja, das denke ich. Darin sind die Europäer gerade noch einmal bestärkt worden durch die Entwicklungen um Europa herum: Es gibt Schwierigkeiten mit Russland, der Türkei, den USA. Europa ist dadurch gezwungen, stärker zusammenzuarbeiten. Der größte Einiger Europas wird meines Erachtens Donald Trump heißen. So ironisch ist mitunter die Geschichte.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion