LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 5 Minuten

Loys-Vorstand Ufuk Boydak Warum uns Tesla nicht überzeugt

Seite 2 / 3

In die Erfolgsmeldungen mischen sich zunehmend negative Schlagzeilen über die Produktionsschwierigkeiten und überraschende Preisnachlässe bei Bestandsfahrzeugen. Das alles trifft auf Erwartungen, die Musk in popkultur-artigen Inszenierungen bei der Ankündigung neuer Fahrzeugmodelle immer höher schraubt. In zeitlich immer kürzeren Abständen schiebt er neue Projekte an, um neues Umsatzpotential zu erschließen. Dabei wird jede Ankündigung von der Öffentlichkeit mit fast schon religiös anmutender Begeisterung aufgenommen.

Die Fragen des Konfuzius

Woran liegt es, dass ein Mensch, der viele Firmen gegründet, aber noch niemals dabei echte Gewinne erwirtschaftet hat, seit 2008 fast genau 12 Milliarden Kapital zur Produktion von Elektroautos einsammeln konnte? Wir sprechen dabei nicht von einer Innovation, sondern von einem Antriebskonzept, das es schon seit einhundert Jahren gibt und längst durch andere Hersteller etabliert wurde.

Ist Teslas rekordverdächtige Börsenbewertung von gut 50 Milliarden US-Dollar fair, gemessen an der Höhe der jährlichen Erlöse von gut 8 Milliarden Dollar? Alteingesessene Automobilhersteller wie BMW oder FiatChrysler verkaufen derzeit Autos im Wert von über 100 Milliarden Dollar pro Jahr. Den Aktionären ist dieser substantielle Unterschied an Einnahmen offenbar keinen Cent wert. Tesla liegt nämlich an der Börse mit der Marktkapitalisierung der beiden Traditionsunternehmen nahezu gleichauf.

Manche mögen sich noch an den Neuen Markt erinnern. Den simplen Umstand, dass eine Firma bei jährlichen Erlösen von mehreren Milliarden in keinem einzigen Jahr ihres Bestehens einen Gewinn erwirtschaftet, kennt man schon aus früheren Kapitalmarktfiaskos. Darunter litt Teslas Aktienkurs aber nur vorübergehend. Reicht der Besitz verschiedener zukunftsweisender Patente im Bereich der Batteriezellen und Solarnutzung aus, um den Mangel an Gewinnen zu kompensieren?

8.000 US-Dollar pro Minute

Tesla als Auto-Marke verspricht Begeisterung für eine moderne Alternative zur individuellen Fortbewegung, leise schnurrend und ohne die weltlichen Unannehmlichkeiten von Abgasen und Lärm verantworten zu müssen.

Dagegen nimmt sich die Rasanz, mit der Tesla laufend Cash-Bestände verliert, sehr weltlich aus: mit über einer Milliarde pro Quartal oder umgerechnet 8.000 US-Dollar pro Minute verbrennt die Produktion der Elektrofahrzeuge derzeit das eingesetzte Kapital der Anteilseigner. Auch wenn sich dieses Tempo verlangsamen sollte: man erwartet eine milliardenschwere Kapitalerhöhung noch im ersten Halbjahr 2018. Anderenfalls wäre der Bestand des Unternehmens vielleicht in Gefahr.

Blickt man auf den Aktienkurs, ist offenbar selbst dieser Umstand nicht geeignet, das Vertrauen der Aktionäre zu erschüttern. Zwar hat Musk mit neuen Ideen immer auch neue Geldgeber begeistert, das eingenommene Kapital wurde ihm jedoch mit einem Vertrauensvorschuss für seine Zukunftsprojekte überlassen. Die Bewertung des Unternehmens an der Börse reflektiert im Moment noch sehr viel Idealismus.