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Maklerpool-Chef Sebastian Grabmaier über Advisortech, Fintech und Finovate „Am Ende kann der einzelne Makler mehr verdienen als jetzt“

Sebastian Grabmaier
Sebastian Grabmaier

DAS INVESTMENT.com: Jung, DMS & Cie. hat vor einigen Monaten das neue Geschäftsfeld "Beratertechnologie" ("Advisortech") eingeführt. Nun geht im Januar 2016 das erste Projekt, die Kunden-App „allesmeins“ an den Start. Was haben Sie in der Zeit von der Idee bis zur Umsetzung gemacht?

Sebastian Grabmaier: In den vergangenen neun Monaten haben wir uns viele Fintech-Unternehmen angeschaut. Außerdem haben wir kürzlich die weltgrößte Fintech-Konferenz, Finovate in New York besucht. In dieser Vorbereitungsphase haben wir zahlreiche Geschäftsmodelle geprüft, überlegt, was man selbst machen kann, was man besser an externe Dienstleister auslagert oder zukauft und Ideen für unsere Beratungs-Technologien gesammelt. allesmeins ist nur der Start.

Was unterscheidet Advisortech von JDC von den üblichen Fintech-Unternehmen?

Grabmaier: Bei uns arbeitet die Technologie nicht gegen, sondern für den Makler. Bei Fintech-Produkten verlieren Kunden ihren Makler - und wissen oft noch nicht einmal davon. Denn sobald ein Kunde die Fintech-Software heruntergeladen, seine Daten eingetragen und seine Einverständniserklärung abgegeben hat, wird er vom Bestand seines bisherigen Maklers  in den des Fintech-Unternehmens überführt. Das merkt er aber spätestens dann, wenn ein Schadensfall oder sonstige Probleme auftreten und er nicht auf die Hilfe seines bisherigen Ansprechpartners zurückgreifen kann. Bei Advisortech hingegen behält ein Kunde seinen vertrauten Ansprechpartner bei. 

Und was ist mit den Kosten? Schließlich spart der Kunde, der seinen bisherigen Makler verlässt, Provisionen.

Grabmaier: Fintechs werben zwar mit niedrigen Kosten, aber so günstig sind sie gar nicht. Denn sie gehen nur die letzte Meile zum Endkunden. Für die Zwischenschritte hingegen haben sie selbst marktübliche Kosten oder bedienen sich anderer Anbieter. Und diese arbeiten nicht kostenlos. Außerdem haben die meisten Fintech-Startups ziemlich hohe Werbeausgaben. Das ist verständlich, schließlich müssen sie als Marktneulinge auf sich aufmerksam machen. Es ist aber naiv zu glauben, dass sich diese hohen Werbekosten nicht langfristig in Gebühren niederschlagen werden.

Sind die Fintechs also gar nicht günstiger als herkömmliche Berater?

Grabmaier: Derzeit im Versicherungsbereich sowieso nicht, da das Provisionsabgabeverbot ja zumindest 2015 noch nicht abgeschafft wurde. 

Und nächstes Jahr, wenn das Verbot voraussichtlich nicht mehr gilt?

Grabmaier: Wenn das Provisionsabgabeverbot fällt, wäre es schon möglich, dass einige Fintechs im Rahmen von Werbeaktionen die Provisionen auskehren. Allerdings sind viele Kunden bereit, für eine gute Betreuung mehr zu zahlen. Es stimmt nicht, dass alle Versicherten nur billig billig wollen.