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Makroperspektiven „Kein neuer Bärenmarkt, aber stärkerer Gegenwind für Aktien"

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Einkaufsmanagerindizes der USA und Eurozone vom chinesischen Index entkoppelt

Auch eine Wachstumsabschwächung in China ist für die USA und Europa beherrschbar, wie sich beispielsweise in der jüngsten Entwicklung der Einkaufsmanagerindizes (kombiniert für Industrie und Dienstleistungen) in den USA, der Eurozone und Japan ablesen lässt. Seit etwa einem halben Jahr haben sich diese von dem chinesischen Index weitgehend entkoppelt (vgl. Grafik 2).



Nach einer aktuellen Untersuchung der Bundesbank würde ein Rückgang der chinesischen Wirtschaftsleistung um vier Prozent über zwei Jahre in Folge eines heimischen Nachfrageschocks Wachstumseinbußen von lediglich 0,2 Prozent in der Eurozone und sogar noch weniger in den USA nach sich ziehen.

Zwar würde China weniger importieren, aber dieser negative Effekt würde vor allem durch niedrigere Rohstoffpreise und deren positive Wirkung auf den privaten Verbrauch weitgehend ausgeglichen. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Deutschland ähnlich wie die USA im Jahr 2014 insgesamt mehr Waren aus China importiert, als exportiert hat. China ist eben auch für Deutschland nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt, sondern auch immer noch die „verlängerte Werkbank“.

Europäische Unternehmen stärker von Verwerfungen in China betroffen

Auf Unternehmensebene können freilich die Effekte deutlich stärker ausfallen: Der auf Gesamtasien (mit Schwerpunkt China) entfallende Umsatzanteil der im S&P 500 vertretenen Unternehmen beträgt zwar nur acht Prozent, bei einem Unternehmen wie Apple allerdings ein Drittel.

Die Unternehmen aus dem Eurostoxx 50 machen im Durchschnitt fünf Prozent ihrer Umsätze in China, aber 25 Prozent entfallen auf die Gesamtheit der Schwellenländer, die angesichts der Stagnation in der Eurozone im Wesentlichen für den Umsatzanstieg in den letzten fünf Jahren verantwortlich waren.

Europäische Unternehmen sind daher stärker von den Verwerfungen in China und anderen Schwellenländern betroffen, was sich auch in größeren Kursverlusten im Vergleich zu den USA niedergeschlagen hat (vgl.oben). Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die deutschen Automobilhersteller BMW und VW, die einen auf China entfallenden Umsatzanteil von jeweils knapp 20 Prozent haben.

Zentralbankliquidität wird knapper

Weitgehend unbemerkt sind die Währungsreserven etlicher Schwellenländer – nicht nur Chinas – seit Monaten rückläufig und haben die Liquiditätszufuhr für die Finanzmärkte durch die Anleihekäufe der EZB und Bank von Japan mehr als kompensiert. Die Bilanzsumme aller Notenbanken schrumpft seit Juni.

Diese „Anti -Quantitative-Easing-Politik“ hat die Finanzmärkte stärker unter Druck gesetzt als der chinesische Aktienmarktcrash oder die Spekulation über die tatsächliche Höhe des Wirtschaftswachstums. Die FED hat auf ihrer letzten Sitzung die Verschiebung der ersten Zinserhöhung unter anderem mit der Eintrübung des globalen Liquiditätsumfelds begründet.

Man könnte sogar sagen, dass die Turbulenzen in den Schwellenländern in ihrer Wirkung bereits ein bis zwei Zinsschritte der FED ersetzt haben. Die „Financial Conditions“ sind aber weltweit durchaus unterschiedlich: In Japan und besonders in der Eurozone sind sie günstiger als in den USA oder gar in den Schwellenländern.

Die Anleiherenditen sind nicht nur um einiges niedriger, sondern das europäische Quantitative Easing dauert auch noch mindestens ein Jahr und kann bei Bedarf sogar ausgeweitet werden, während sich in den USA die Konjunktur schon deutlich abschwächen müsste, um die FED zu einem weiteren Anleihekaufprogramm zu bewegen.

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