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Manager des DWS-Schweiz-Fonds im Gespräch Sind Nestlé, Novartis und Roche weiterhin Basisinvestments?

Ralf Rybarczyk
Ralf Rybarczyk
DAS INVESTMENT.com: Hat Sie die Franken-Freigabe auf dem falschen Fuß erwischt?

Ralf Rybarczyk: Die Franken-Freigabe hat absolut überrascht, damit hat niemand gerechnet. Der Zeitpunkt ist seltsam, denn die Schweizerische Nationalbank hat zuvor noch stets betont, den Mindestkurs zu halten. Eigentlich wollte sie den EZB-Entscheid abwarten und dann mit negativen Zinsen reagieren.

Wir hatten sicherlich damit gerechnet, dass die Euro-Franken-Kursuntergrenze eine temporäre Maßnahme ist. Wir hatten aber nicht damit gerechnet, dass die SNB sie jetzt schon aufhebt, sondern erst, wenn es zum Beispiel den Schweizer Tourismus weniger trifft. Momentan sind viele Wintersportler in der Schweiz. Bei ihnen wird die Rechnung beim Auschecken plötzlich 20 Prozent höher ausfallen. Zudem hat die SNB die Entscheidung mitten im Börsengeschehen bekannt gegeben. Das ist ebenfalls seltsam. Wir haben gedacht, dass die Nationalbank eher einen Brückentag für diese Entscheidung wählt.

Ich bin gerade selbst auf einer Konferenz in der Schweiz. Hier ist die Sorge um die Zukunft der Währung überall spürbar.  Vor allem hat die Glaubwürdigkeit der Notenbank schwer gelitten. Letztlich hat die Schweiz aber das stabilste Umfeld, das ich mir vorstellen kann. Anleger suchen Sicherheit und da können sie weiter in die Schweiz investieren, auch wenn sie jetzt vielleicht mal ein Jahr nicht in den Skiurklaub in die Schweiz fahren.

Nestlé, Novartis, Roche – an der Schweizer Börse wimmelt es von Weltkonzernen, die in vielen Portfolios vertreten sind. Bleiben diese Aktien weiterhin ein Basisinvestment für Anleger?


Ja, ganz klar. Man muss zwischen Transaktions- und Translationsrisiko unterscheiden. Beim Transaktionsrisiko gibt es ein Missverhältnis zwischen Kosten und Umsatz. Hier werden Unternehmen leiden, die in der Schweiz produzieren und im Ausland verkaufen. Beim Translationsrisiko spielt die Umrechnung eine Rolle. Das betrifft Unternehmen, die in Euro einnehmen und dann Wechselkursgewinn oder –verluste bei der Umrechnung haben.

Nestlé, Novartis, Roche machen 60 Prozent der Schweizer Marktkapitalisierung aus. Sie sind global aufgestellt und haben dadurch einen natürlichen Absicherung. Nur der Überschuss wird in Schweizer Franken umgerechnet, weshalb sie insgesamt nicht allzu stark unter dem SNB-Entscheid leiden dürften.

Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag um gut 9 Prozent abgerutscht, der Franken aber um 15 Prozent gestiegen. Das heißt, dass Euro-Investoren 6 Prozent gewonnen haben. Der Dax hat hingegen lediglich um 3 Prozent zugelegt. Die Attraktivität von Unternehmen wie Nestlé, Novartis und Roche ist weiter hoch. Sie stellen in diesem Umfeld eine echte Alternative zu Staatsanleihen und Rentenpapieren dar.

Wie passen Sie Ihren Fonds an die neue Situation an?

Bisher habe ich keine Änderungen am Portfolio vorgenommen. Ich spreche hier in der Schweiz mit verschiedenen Unternehmen. Die meisten Schweizer weltweit aufgestellten Unternehmen müssen nichts ändern, weil sie eben so breit diversifiziert sind. Kleinere Unternehmen, die hauptsächlich in der Schweiz operieren und dementsprechend vor allem im Schweizer Frank rechnen, haben eher ein Problem. Hier fängt der Markt schon an zu differenzieren. Deshalb werde ich mir die Small Caps in meinem Fonds in den kommenden Tagen noch einmal sehr genau anschauen bin. Wir haben aber in den vergangenen Wochen bereits zunehmend auf Large Caps gesetzt.

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