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„Manch einer befürchtet, dass die Anleihenmärkte zusammenbrechen“

Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
Martin Hüfner von der Fondsgesellschaft Assénagon
¬Könnte es an den Kapitalmärkten ein Blutbad geben? Die kurzfristigen Zinsen sind fast bei Null. Die Renditen für langlaufende Staatsanleihen liegen in Deutschland gerade etwas über ein Prozent, in den USA bei knapp 2 Prozent. Das sind ungesunde Verhältnisse, die auf Dauer so nicht anhalten können.

In den USA reden immer mehr Mitglieder des Boards der Zentralbank Federal Reserve davon, dass die Geldpolitik zu locker ist und die monetären Zügel angezogen werden sollten. Manch ein Anleger fürchtet, dass in einem solchen Fall die Anleihemärkte zusammenbrechen und die Aktien in den Keller gehen könnten. Muss man sich auf ein solches Szenario vorbereiten?

Zunächst sollte man die Kirche im Dorf lassen. Selbst wenn es zu einer Umkehr der Geldpolitik kommt, wird dies nicht so bald sein. Die Inflationsrate liegt in den USA bei 2 Prozent, in Europa bei 1,7 Prozent. Das ist praktisch Stabilität.

Die Arbeitslosigkeit ist in den USA in den vergangenen Monaten zwar gesunken (derzeit 7,7 Prozent). Sie ist aber noch weit von dem Wert entfernt, den die amerikanische Notenbank als Schwelle für ein Ende der lockeren Geldpolitik definiert hat (6,5 Prozent). Selbst wenn sich die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt so wie in den vergangenen sechs Monaten fortsetzt, würde es bis zum zweiten Halbjahr 2014 dauern, bis der kritische Wert erreicht ist. Die Anleger haben also noch Zeit.

Aber natürlich muss man fragen: Was ist dann? Ich habe mir dazu einmal die letzte größere Restriktionsperiode in den USA und in Europa angesehen. In den Vereinigten Staaten sind die Leitzinsen von Mitte 2004 von damals ein Prozent in 17 Schritten auf 5,25 Prozent angehoben worden (siehe Grafik). Alle sechs Wochen gab es einen Zinsschritt. Das war starker Tobak.

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Und was ist an den Märkten geschehen? Fast nichts. Die Renditen für 10-jährige Staatspapiere haben sich bis zum Ende der Zinserhöhungsphase von 4,9 Prozent auf 5,2 Prozent erhöht. Die Zinsstruktur ist allerdings erheblich geschrumpft. Die Differenz zwischen 3-Monatsgeld und 10-Jahresrenditen lag zu Beginn bei drei Prozentpunkten. Am Ende war sie sogar negativ. Die Zinsstruktur war invers.

Am US-Aktienmarkt war das Bild ähnlich. In den ersten Monaten reagierte der Dow Jones etwas nervös. Am Ende notierte er sogar etwas höher als zu Beginn der Restriktion.

In Europa war die Zinserhöhung nicht ganz so krass. Die EZB hob den Satz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte lediglich in sieben Schritten von 2 Prozent auf 3,75 Prozent an. Die Wirkung auf die Märkte war jedoch ähnlich wie in den USA. Die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen stiegen zwar um gut einen halben Prozentpunkt an. Sie waren in den Monaten zuvor jedoch um einen ähnlichen Betrag zurückgegangen.

Der deutsche Aktienmarkt reagierte sogar ausgesprochen positiv. Der Dax stieg von Ende 2005 (als die EZB den ersten Schritt nach oben machte) bis März 2007 (als die Phase zu Ende ging) insgesamt um 28 Prozent. Wer hätte sich das vorstellen können? Die Geldpolitik zieht die Zügel an und die Märkte reagieren so positiv.

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