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„Manch einer befürchtet, dass die Anleihenmärkte zusammenbrechen“

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Das große Zittern

Ich erinnere mich noch gut an die Diskussion im Vorfeld dieser Phase. In den USA herrschte damals große Nervosität. Die Notenbank wollte alles andere als einen Crash riskieren. Andererseits ging die Preissteigerung nach oben und die Konjunktur lief heißer, so dass die Federal Reserve handeln musste. Sie bereitete die Märkte intensiv auf bevorstehende Änderungen vor.

Im Juni 2004 wagte sie eine erste Erhöhung der Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt. Als die Märkte darauf nicht negativ reagierten, fiel allen ein Stein vom Herzen. Sechs Wochen später riskierte der damalige Vorsitzende der Fed, Alan Greenspan, einen zweiten Schritt. Und so ging es dann in kleinen Dosen immer weiter nach oben. Am Schluss hatten sich dann alle so daran gewöhnt, dass die Zinserhöhungen kaum mehr zur Kenntnis genommen wurden.

In Europa war das Ganze nicht so dramatisch. Zum einen begann die EZB ihre Restriktion erst gut eineinhalb Jahre später. Da gab es schon die amerikanischen Erfahrungen. Zum anderen waren ihre Zinsen nicht ganz so niedrig und mussten daher auch nicht in demselben Maß erhöht werden.

Wie erklärt sich die maßvolle Reaktion der Märkte? Entscheidend war die gute Kommunikation der Geldpolitik. Die Notenbanken schafften es, den Märkten klarzumachen, dass sie selbst nicht an einer Dr.-Eisenbarth-Kur interessiert waren. Sie begründeten die Notwendigkeit der Zinserhöhung und wiesen darauf hin, dass die Märkte dadurch auf eine solidere Basis gestellt würden.

Die Gefahren einer steigenden Inflation und einer Überhitzung der Konjunktur (an der auch die Märkte kein Interesse haben) würden geringer. Die Notenbanken hatten dabei auch von den Erfahrungen der Restriktionspolitik 1994 gelernt. Damals hatten die Märkte nicht ganz so gelassen reagiert, weil die Maßnahmen nicht so gut kommuniziert worden waren.

Für den Anleger


Es gibt keinen Grund, jetzt nervös über ein Ende der restriktiven Geldpolitik zu räsonieren. Zum einen ist es bis dahin noch weit hin. In Europa könnte es vorher sogar erst noch zu einer Zinssenkung kommen. Zum anderen werden die Notenbanken, wenn es so weit ist, sehr vorsichtig vorgehen. Sie werden keineswegs mit dem Holzhammer kommen.

Andererseits sollte man historische Vergleiche nicht überstrapazieren. Ganz so harmlos wie damals würde es diesmal nicht abgehen. Zum einen sind die Leitzinsen wesentlich niedriger und die Liquidität erheblich höher als damals. Zum anderen sind die langfristigen Renditen so niedrig, dass sie im Zuge einer Restriktion wenigstens um zwei oder drei Prozentpunkte steigen müssten.

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