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Marc-Oliver Lux Befeuert die Scheinwelt der Notenbanken die Bankenkrise?

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Viele Fragen bleiben offen

Doch auch ein Draghi  wird sich die Frage stellen müssen: Was bringt es, kapitalschwache Banken im Süden Europas in Kreditengagements zu drängen, die in rezessiven Volkswirtschaften höchst riskant sind?

Legt die EZB hier nicht den Keim für die nächste, vielleicht noch größere Bankenkrise? Wie will die Zentralbank verhindern, dass die Banken die Liquiditätsflut lediglich nutzen, um im großen Umfang Staatsanleihen in die Bücher zu nehmen? Zementiert die EZB damit nicht erst die verhängnisvolle Abhängigkeit zwischen Staaten und Banken, die uns die Krise eingebrockt hat?

Auf diese Fragen gibt es von Draghi noch keine Antworten. Und die Fragen werden dringlicher, je länger die Phase der Notenbank-Scheinwelt andauert. Denn das Billiggeld schafft Abhängigkeiten, und die Entwöhnung kann zu Verwerfungen an den Märkten führen.

Wie schwierig es ist, eine geldpolitische Wende auch nur anzudeuten, hat die Fed im Mai 2013 erfahren müssen. Ein kleiner Hinweis von Ben Bernanke reichte, um die Rendite von US-Staatsanleihen innerhalb von wenigen Wochen zu verdoppeln und eine Kapitalflucht aus den Schwellenländern auszulösen.

Der Erfolg der Notenbankpolitik wird daher letztlich daran bemessen, ob es gelingt, unbeschadet aus der Scheinwelt der Notenbanker in die reale Welt zurückzukehren. Dann erst wird sich die Frage beantworten lassen, ob die Inflationsangst der Deutschen, die Draghi erst vor kurzem etwas unglücklich als „pervers“ beschrieb, wirklich so „irrational“ war.

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