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Aktualisiert am 15.04.2013 - 15:27 UhrLesedauer: 8 Minuten

Mark Mobius: "Europa muss weiterhin einige Probleme abarbeiten"

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2011 änderte sich die Wahrnehmung der Zusammensetzung der Weltwirtschaft grundlegend: Die Auffassung, die USA seien der Hauptwachstumsmotor der Welt, weicht zunehmend der Einsicht, dass große Schwellenmärkte wie China und Indien einen immer größeren Beitrag zum Welt-BIP leisten.

Es wird immer wieder unvorhergesehene Faktoren und Umstände geben, die weltweit größere Veränderungen auslösen können, so wie wir es bei den Ereignissen des vergangenen Jahres erlebt haben. Die Binnennachfrage dürfte in Schwellenländern in Zukunft eine noch wichtigere Rolle spielen, da für Industrienationen mit viel schwächerem Wachstum und mit Belastungen durch fiskalpolitische Herausforderungen gerechnet wird. Die Schwellenländer wachsen generell viel schneller als Industrieländer und dieses Wachstum dürfte sich früher oder später in den Erträgen und selbstverständlich in den Aktienkursen der dortigen Unternehmen widerspiegeln.
Wie Berater ihren Kunden die Emerging Markets erklären
Darüber hinaus ist zu betonen, dass die BRIC-Staaten keinesfalls die Gesamtheit der Schwellenländer darstellen. Hinter ihnen stehen viele Volkswirtschaften, wie Indonesien, Vietnam, Ägypten, die Türkei, Nigeria und Südafrika. Alle verfügen gemeinsam über unterschiedliche Kombinationen aus jungen, preiswerten Arbeitskräften und reichen Rohstoffvorkommen, um ein rasches Wirtschaftswachstum zu erzeugen. Diese aufstrebenden Volkswirtschaften könnten einerseits ein Wachstumsdefizit ausgleichen, das mit dem BRIC-Reifeprozess auftreten könnte. Durch die Bereitstellung von Ressourcen und die Belieferung von Märkten könnten sie andererseits die etablierteren Volkswirtschaften der Schwellenländer vor den Auswirkungen des stagnierenden Wachstums und der nachlassenden Nachfrage der Industriestaaten schützen.

Wenn Investoren hören, dass das Wachstumspotenzial Chinas nachlässt, was lässt sich diesbezüglich über das chinesische Wachstum sagen?

Mark Mobius:
Das bedeutet einfach, dass das Wachstum nachlässt. Daran ist nichts zu bemängeln, denn die chinesische Volkswirtschaft wächst nach wie vor mit einer relativ soliden Wachstumsrate. Darüber hinaus unterzieht sich die chinesische Volkswirtschaft einem Wandel: Eine Abkehr von Exporten und eine Hinwendung zu Investitionen, um die Inlandsnachfrage zu beleben. Das ist ein guter Schritt, und Investoren sollten sich darüber freuen. Des Weiteren erhöhte sich in den ersten neun Monaten des Jahres im Jahresvergleich der BIP um 7,7%. Diese Wachstumsrate ist zwar niedriger als in den vergangenen Jahren, sie ist aber weitaus höher als die anderer Industriestaaten in der Welt.

Es ergibt wenig Sinn, zu erwarten, dass China weiterhin mit zweistelligen Wachstumsraten oder über 8% aufwarten kann. Unserer Ansicht nach wird das Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft nicht schnell abnehmen, aber es wird sich verringern, weil die Volkswirtschaft mittlerweile die zweitgrößte der Welt ist und die Basis viel größer ist. Wir denken, China wird viel schneller wachsen als die meisten Industriestaaten. Wie dem auch sei, können wir hohe einstellige Wachstumsraten erwarten, da das Land eine dynamische Bevölkerung mit hohen Ambitionen hat und eine effektive Staatspolitik verfolgt. Aus diesem Grund bin ich wegen des chinesischen Wachstums nicht besorgt.

Wie beurteilen Sie die Grenzmärkte? Machen Sie sich hinsichtlich der Liquidität in den Grenzmärkten Sorgen?

Mark Mobius:
Wir glauben, die Grenzmärkte bieten Erfolg versprechende Anlagechancen. Grenzmärkte sind in der Regel kleiner und nicht so entwickelt wie die der Schwellenländer, aber sie wachsen schnell und könnten die Schwellenländer von morgen sein. Diese neuen Schwellenländer, die wir „Grenzmärkte“ nennen, sind überall in der Welt zu finden – in Lateinamerika, Afrika, Zentral- und Osteuropa sowie in Asien. Die Liste ist lang und umfasst beispielsweise Nigeria, Kenia, Saudi-Arabien, Kasachstan, Bangladesch, Vietnam, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Ägypten, die Ukraine, Rumänien und viele andere. Grenzmärkte, die Investoren die Gelegenheit bieten, in eine „jüngere Generation der Schwellenmärkte“ zu investieren, sind eine interessante Anlagechance.

Die Liquidität dürfte im Verhältnis zu den globalen Märkten gering sein, aber sie wächst ganz bestimmt. Der durchschnittliche Tagesumsatz der Grenzmärkte betrug beispielsweise in den ersten acht Monaten von 2012 ca. 2.780 Mio. US-Dollar, verglichen mit 350 Mio. US-Dollar im Jahr 2002. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die gesamte Marktkapitalisierung der Grenzmärkte von 231 Mrd. US-Dollar auf 1.147 Mrd. US-Dollar. Seit der Auflegung hat sich unser Grenzmarktfonds beträchtlich erhöht und erreicht fast 2 Mrd. US-Dollar.

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