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Mark Mobius: Reisetagebuch – Eindrücke aus Georgien

Mark Mobius trifft Georgiens damaligen Regierungschef Bidsina Iwanischwili.
Mark Mobius trifft Georgiens damaligen Regierungschef Bidsina Iwanischwili.
Georgien wurde 1991 von der Sowjetunion unabhängig und liegt strategisch günstig im Osten des Schwarzen Meeres. Es grenzt an Armenien, Aserbaidschan, Russland und die Türkei. Die aktuellen Entwicklungen in Georgien lassen sich erst im historischen Rückblick richtig einordnen. Georgien war nicht nur Opfer vieler Invasionen, auch die Bedeutung Russlands in der georgischen Geschichte darf nicht unterschätzt werden. Der russische Diktator Josef Stalin, der die UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) von Mitte der 1920er-Jahre bis zu seinem Tod 1953 regierte, war Georgier.


Die Glas- und Stahlkonstruktion der Friedensbrücke über den Fluss Kura in Tiflis Große Teile des Kaukasus und viele Durchgangswege durch das Gebirge liegen auf georgischem Hoheitsgebiet und verleihen dem Land in der Region strategische Bedeutung. Mit dem Bau der Baku-Tiflis-Ceyhan-Ölpipeline, der Baku-Tiflis-Erzurum-Gaspipeline (Südkaukasus-Pipeline) und der Bahnlinie Kars-Tiflis-Baku soll aus Georgiens Schlüssellage zwischen Europa und Asien strategisch Kapital geschlagen werden – durch den Ausbau der Rolle Georgiens als Transitland für Gas, Öl und andere Güter. McDonald’s als Raumschiff – Georgiens Architekturmix aus Moderne und Tradition begeistert

Die Reise führte uns zunächst in den schönen Badeort Batumi am Schwarzen Meer. Dass Georgien bereit ist für Veränderungen und durch seine Architektur Fortschritt demonstriert, war auf den ersten Blick zu erkennen: Bei der Landung wirkte der Flughafen-Tower von Batumi wie ein Juwel bei Nacht. Um den Turm und den angeschlossenen Rundbau funkelten Hunderte von Lichtern.

Die Grenzstation in Sarpi, die der deutsche Architekt Jürgen Mayer H. entworfen hat, ist eine unglaubliche Raumskulptur aus fließenden Rundungen und Auskragungen. Auf der Fahrt durch die Stadt fiel mir das modernste McDonald’s-Restaurant auf, das ich je gesehen hatte. Es sah aus wie ein startbereites Raumschiff.


Avantgardistisches Fast-Food-Restaurant in Georgien

Die Altstadt wurde liebevoll restauriert. Ihre architektonische Vielfalt reicht von Empire über Art déco bis zu traditionellen georgischen Bauten mit ausgefallenen Türmchen. Bei der Reise durchs Land faszinierten mich die interessanten Neubauten ebenso wie die aufwendige Renovierung älterer Gebäude.

Wachstum und Wandel – drastische Reformen seit 2003

Seit der „Rosenrevolution“ von 2003, mit der sich die politischen Machtverhältnisse verschoben und die Ära der Sowjetherrschaft zu Ende ging, hat Georgien drastische Reformen vorangetrieben. 2008/2009 erlitt der georgische Markt zwar Rückschläge, doch von 2010 bis 2012 verbuchte das Land solide jährliche BIP-Zuwächse von 6% bis 7%. Georgiens Verschuldungsquote liegt bei bescheidenen 36,30% und die Inflation erscheint tragbar.

Zu den Wachstumstreibern der Wirtschaft zählen Tourismus und Landwirtschaft. Aber auch maßgebliche Überweisungen von ins Ausland abgewanderten Arbeitskräften trugen zur Steigerung der Devisenreserven bei.


Mark Mobius im Verwaltungszentrum von Georgien

Der eigentliche Reiz Georgiens liegt in seiner jüngsten Verwandlung hin zu einer modernen und fairen Gesellschaft, in der die Regierung ihre Bürger offenbar anständig behandelt. Am meisten beeindruckt hat mich, dass Ansässige erzählten, wie gründlich in Georgien mit Althergebrachtem aufgeräumt werde und um wie viel effizienter die Staatsverwaltung geworden sei.

Reformen verdrängen Korruption

Im „Ease of Doing Business“-Bericht der Weltbank lag Georgien 2013 unter 189 Ländern auf dem achten Platz – ein deutlicher Aufstieg von Position 133 im Jahr 2005. Georgiens Verwaltungszentrum, das Grundbuchamt und Passbehörde unter einem Dach zusammenfasst, ist ein Paradebeispiel für die transparente und moderne Verwaltung des Landes. Georgiens Infrastruktur fand ich im Großen und Ganzen wirklich beeindruckend.

Ebenso hat mir der offenbar drastische Rückgang der Korruption in Georgien imponiert. Tatsächlich lautete eine der wichtigsten Fragen, die ich jedem Regierungsvertreter stelle, mit dem ich persönlich in Kontakt komme: Welche konkreten Reformen streben Sie an, um die Korruption zu bekämpfen? Außerdem interessiert mich, welche Pläne für Wirtschaftswachstum und Steuersenkung verfolgt werden, während der Staatsapparat effizienter wird.

Wir hatten erfreulicherweise Gelegenheit, mit dem damals amtierenden Premierminister Bidsina Iwanischwili über unsere Bedenken zu sprechen und die Chancen für das Land zu erörtern.

Unternehmensgründungen innerhalb eines Tages möglich

Im Economic Freedom Index der Heritage Foundation rangierte Georgien 2013 unter 161 Ländern an 21. Stelle. Der Index gibt anhand der Freiheit von Handel, Unternehmertum und Investitionen sowie des Eigentumsrechts den Grad der wirtschaftlichen Freiheit eines Landes an. Ein Unternehmen zu gründen, ist in Georgien vergleichsweise einfach: Die Eintragung ist innerhalb eines Tages möglich.

Ausländer brauchen keine besondere Arbeitsgenehmigung und Bürger von über 80 Ländern dürften ohne Visum für 360 Tage nach Georgien einreisen. Außerdem ist das Steuersystem in Georgien verhältnismäßig unkompliziert und für Investoren ansprechend.

Wie in jedem Land gibt es auch in Georgien Ewiggestrige, die gern alle Veränderungen rückgängig machen möchten. Wie in anderen Ländern auch gibt es nach wie vor Korruption, wenngleich diese stark zurückgedrängt wurde.

Investmentchancen durch Modernisierung und Liberalisierung

Diese Probleme dürfen wir nicht ignorieren, und wir müssen auch Georgiens Beziehungen zu Russland beobachten, um sicherzugehen, dass sie störungsfrei bleiben. Natürlich sind Investitionen in Grenzmärkten – gemeinhin die Untergruppe kleinerer, geringer entwickelter Schwellenländer – mit erhöhten Risiken verbunden wie potenzieller Kursvolatilität, illiquiden Märkten und dem Fehlen etablierter Rechts-, Politik-, Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme zur Unterstützung der Wertpapiermärkte.

Wir sind zuversichtlich, dass viele der Ziele bei der Modernisierung und Liberalisierung in Georgien erreicht werden, was uns dazu veranlasst hat, uns dort nach Investmentgelegenheiten umzuschauen.

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