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Aktualisiert am 15.04.2013 - 15:16 Uhrin EXTRA Verkanntes RisikoLesedauer: 6 Minuten

Mark Mobius über Schwellenländer und Rohstoffe: Trends und Investmentchancen

Mark Mobius, Schwellenländer-Pionier bei Franklin Templeton
Mark Mobius, Schwellenländer-Pionier bei Franklin Templeton
Inflation bei Rohstoffpreisen ist ebenso ein soziales wie ein wirtschaftliches Problem. Insbesondere in den Schwellenländern müssen die Verbraucher einen größeren Anteil ihres Einkommens für Nahrungsmittel und Energie aufwenden, was Unruhen auslösen kann, die sogar Regierungen zu Fall bringen. Neben den potenziellen Auswirkungen von Witterungsextremen auf die Nahrungsmittelversorgung drucken die Zentralbanken in aller Welt jede Menge Geld, was zu Preissteigerungen für andere Waren und Dienstleistungen führen könnte. Als Investoren ist unsere Aufgabe bei Templeton, Einzelunternehmen ausfindig zu machen, die angesichts solcher Herausforderungen überleben und florieren können. Die Nachfrage der Schwellenländer nach Rohstoffen dürfte meines Erachtens langfristig weiter steigen. Mein Team und ich sind deshalb nach wie vor an Unternehmen interessiert, die wir infolge der Rohstoffnachfrage für attraktive Anlagechancen halten. Unter den Anlagethemen hat Wachstum in Schwellenländern unserer Ansicht nach das Potenzial, einen langfristigen Bullenmarkt für Rohstoffe auszulösen und entsprechende Chancen zu eröffnen, vor allem in Bereichen wie Infrastrukturausbau und Energie. Inflationäre Inflation 2012 hielt nachlassendes globales Wachstum die Inflation in vielen Volkswirtschaften in Schach und ermöglichte expansive Geldpolitik. Leider mussten manche Schwellenländer eine ungenießbare Mischung aus anziehender Inflation und abflauendem Wachstum in ihren Volkswirtschaften verdauen, was den Zentralbanken die Hände band.

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Ein solcher Fall war Indien, wo das BIP-Wachstum nachließ. Das verspätete Einsetzen des Monsunregens gefährdete in Indien die Ernte und sorgte für Preisspitzen bei Gemüse und anderen wichtigen Agrarprodukten wie Linsen und Speiseöl. In Mexiko erreichte die jährliche Inflation im Herbst 2012 ein Zweieinhalbjahreshoch. Die Preise für Nahrungsmittel wie Eier, Hühner und Mais, der auf dem Weltmarkt im Zuge einer Dürre in den USA ein Rekordhoch pro Scheffel verzeichnete, explodierten. Mexiko importiert rund 20 Prozent bis 30 Prozent seines Maises, sodass höhere Maispreise in den USA die Preise für Tortilla steigern können – ein mexikanisches Hauptnahrungsmittel. Mais wird natürlich weltweit auch als Viehfutter und zur Treibstoffproduktion (Ethanol) eingesetzt, sodass ein knappes Angebot Welleneffekte auf vielen Märkten auslösen kann. Verkehrsstaus, Ölgesellschaften, Platin und Palladium  Die Sektoren Energie und Metalle wurden 2012 ebenfalls durch Angebotsengpässe belastet. Auf meinen jüngsten Reisen nach China, Indien, Afrika und in andere Schwellenländerregionen habe ich einen eindeutigen Trend zu zunehmenden Verkehrsstaus beobachtet. Immer mehr Fahrer drängen auf die Straßen und ich kann bei Autos keinen Nachfragerückgang absehen. Der globale Autoabsatz soll 2013 83 Millionen erreichen. Infolgedessen dürften mein Team und ich vermutlich weiterhin Anlagechancen im Energiesektor wahrnehmen, vor allem bei diversifizierten Ölgesellschaften, bis es eine brauchbare Alternative zu Fahrzeugtreibstoffen auf fossiler Basis gibt. >> vergrößern
Mit Blick auf die Welleneffekte des Verkehrsbooms in den Schwellenländern ist ein Anstieg des Verkehrsaufkommens in aller Regel gleichbedeutend mit mehr Umweltverschmutzung. Katalysatoren mit Platin und Palladium können den Schadstoffausstoß von Fahrzeugen verringern. Wir gehen davon aus, dass solche Metalle für die Verwendung in Autos, aber auch für andere industrielle Anwendungen verstärkt nachgefragt werden könnten – und für Schmuck ebenfalls. Verknappungen wichtiger Mineralien und Metalle kann die Preise in die Höhe treiben Ebenso enthält fast jedes Gebäude Kupfer (Leitungen, Kabel, etc.) und es bestehen Bedenken, dass die steigende Nachfrage in diesem Jahr Angebotsknappheit hervorrufen könnte. In den USA und Europa sind Häusermarkt und Baugewerbe nach der Finanzkrise 2008/2009 zwar in die Knie gegangen und haben sich noch nicht vollständig erholt, doch in anderen Teilen der Welt boomt die Häuser- und Baubranche. Besondere Besorgnis erregt die Nachfragesituation, weil viele natürliche Ressourcen immer schwerer zu finden und zu fördern sind und in manchen Ländern zusätzliche Einschränkungen durch protektionistische Maßnahmen bestehen. So ist der politische Druck auf die globale Bergbauindustrie zur Abgabe eines größeren Teils der Profite aus dem Minengeschäft gestiegen. Auch der Aktivismus nimmt zu, weil Arbeiter bessere Bezahlung fordern, wie die gewaltsamen Auseinandersetzungen in südafrikanischen Minen im letzten Jahr eindrucksvoll belegten. Weitere Protestaktionen von Umweltschützern können außerdem eine Situation schaffen, in der das Angebot an mineralischen Rohstoffen die Nachfrage nicht mehr deckt. Ein weiteres einschlägiges Beispiel ist die peruanische Bergbauindustrie. Auf den Bergbau entfallen manchen Schätzungen zufolge zwar 20 bis 30 Prozent der nationalen Steuereinnahmen und rund 60 Prozent des Exports, doch die Produktion wird durch viele Faktoren eingeschränkt. Im Vorjahr wurden milliardenschwere Minenprojekte aufgrund heftiger Opposition gegen die Erschöpfung von Wasservorräten in wasserführenden Bodenschichten aufgeschoben. Das bedeutet, die Minenbetreiber müssen für viel Geld Meerwasser entsalzen, um ihre Wasserversorgung sicherzustellen. Am Ende dieser Entwicklungen stehen nach unserem Eindruck wie schon in anderen Bergbauregionen der Erde möglicherweise Verknappungen wichtiger Mineralien und Metalle, was die Preise in die Höhe treiben kann. Nach meiner Überzeugung könnte auch die Goldnachfrage weiter steigen, da sich die Geldmenge in den meisten großen Volkswirtschaften drastisch erhöht hat (auch in den USA, Europa, Japan und China). Gold wird nicht nur von Verbrauchern wegen seiner Schönheit nachgefragt, sondern auch von Investoren als Inflationsschutz und Wertspeicher. Ebenso konnten wir in letzter Zeit ein Aufstocken der Goldreserven durch Zentralbanken in aller Welt beobachten. Die Flut wird nicht notgedrungen alle Schiffe heben Wenn die Preise verschiedener Rohstoffe irgendwann nachgeben, halten die Menschen die Inflationsgefahr oft für gebannt. Doch Preisbewegungen bei Rohstoffen werden nicht nur durch fundamentale langfristige Angebots- und Nachfragefaktoren gesteuert, sondern durch kurzfristige Spekulation im Zusammenhang mit dem Rohstoffhandel – die in aller Regel auf den spektakulärsten Schlagzeilen des Tages beruht. Für mich sieht es so aus, als würde der langfristige Nachfragetrend bei Rohstoffen insgesamt weiter nach oben zeigen. Wenn Schwellenländer und Grenzmärkte wie China, Indien und andere dynamisch weiterwachsen, ist davon auszugehen, dass mehr Energie benötigt und mehr produziert wird. Doch diese Flut wird nicht notgedrungen alle Schiffe heben. Meiner Ansicht nach werden nicht alle Rohstoffe verstärkt nachgefragt werden, und die Nachfrage wird nicht gleichmäßig anziehen. Ich kann zwar nicht vorhersagen, wann diese Märkte korrigieren oder nicht, doch wir dürfen sicherlich mit Volatilität rechnen. Die Kunst ist, zwischen Trends und Chancen Korrelationen zu erkennen, was mein Team und ich durch unser gründliches Research kontinuierlich versuchen.
 

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