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Marktausblick Fidelity Die Weltwirtschaft hängt weiterhin an der Geldpolitik

Die Weltwirtschaft ist stark ins neue Jahr gestartet. Weltweit dürfte die Reflationierung der Wirtschaft weiter Fahrt aufnehmen. Vor allem in den USA sieht es danach aus, dass mit der Doppelstrategie einer expansiven Geldpolitik und expansiven Fiskalpolitik – „Reflation“ – die konjunkturelle Entwicklung an Schwung gewinnt.

Im Euroraum und in Japan sollte sich die Konjunktur 2017 ähnlich stark wie im letzten Jahr beleben. Einen Gang herunter schalten werden aller Voraussicht nach Großbritannien, China und einige andere Schwellenländer. Brasilien und Russland dürften die Rezession hinter sich lassen, aber nur mäßig wachsen.

Höhere Rohstoffpreise sorgen für steigende Inflation

Insgesamt sollte sich auf der Grundlage von rohstoffbezogenen Basiseffekten der langsame Inflationsanstieg weltweit fortsetzen. Diese Entwicklung dürfte den wichtigen Zentralbanken im Jahresverlauf einen allmählichen Rückzug aus ihrer extrem entgegenkommenden Geldpolitik erlauben. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Preisauftrieb hinter der aktuellen Prognose zurückbleibt. Eine Unternehmenssteuerreform in den USA mit der nicht zu vernachlässigenden Möglichkeit einer Besteuerung nach dem Herkunftslandprinzip ist eine große Unbekannte. Sie könnte erhebliche Folgen für Wachstum und Inflation in Amerika und im Rest der Welt haben.

Wir sehen trotz augenscheinlich günstiger Rahmenbedingungen zahlreiche weitere negative Faktoren und Risiken, die in der zweiten Jahreshälfte 2017 das Wachstum bremsen könnten: So wird Peking bei seinen geld- und fiskalpolitischen Stimulusmaßnahmen zurückrudern, um den überhitzten Immobilienmarkt abzukühlen. Ferner wird man versuchen, der erwarteten Renminbi-Abwertung Einhalt zu gebieten. Darunter dürfte die Konjunkturdynamik leiden, was Wachstumsängsten in China neue Nahrung geben könnte. An den Rohstoffpreisen und den besonders von Chinas Konjunktur abhängigen Ländern wird das nicht spurlos vorübergehen.

Finanzierungsbedingungen nicht mehr ganz so günstig

Unterdessen will die US-Notenbank (Fed) ihre Zinserhöhungen fortführen. Die EZB beginnt mit der Drosselung ihrer quantitativen Lockerungen. Weltweit werden die Finanzierungsbedingungen daher nicht mehr ganz so günstig sein. Je nach Umfang und Geschwindigkeit könnte von den zu erwartenden Zinsstraffungen merklich Druck auf die Schwellenländer ausgehen, denen die Renditesuche in den Jahren nach der Finanzkrise sehr zugutegekommen ist. Aber weil sich der Konjunkturausblick für die Schwellenländer zuletzt aufgehellt hat, dürften sie etwas straffere Kreditkonditionen relativ gut verkraften.

Großbritannien wird die vom Brexit-Votum ausgelöste

Wachstumsabkühlung zu schaffen machen, was auch der Euroraum als wichtigster Handelspartner zu spüren bekommt. Dort ergibt sich aus dem mit wichtigen politischen Terminen reichlich gefüllten Kalender für 2017 das Potenzial einer Vielzahl von Turbulenzen. Dabei gehen die größten Risiken sicherlich von den Präsidentschaftswahlen in Frankreich aus.
Protektionismus und die allgemeine Verunsicherung über die künftige Innen- und Außenpolitik in den USA sind weitere „bekannte Unbekannte“, die das Wachstum weltweit in diesem Jahr bremsen könnten.