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Marktausblick Fidelity Die Weltwirtschaft hängt weiterhin an der Geldpolitik

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Unsere Einschätzungen zu Ländern und Regionen im Einzelnen:

Die USA als größte Volkswirtschaft der Welt kommt weiterhin gut voran. Steigende Energiepreise und eine mögliche Unternehmenssteuerreform sollten die Investitionen ankurbeln. Diese Kehrtwende bei den Investitionen wird der Konjunktur aller Voraussicht nach weiter auf die Sprünge helfen. Ob neuer Schub noch in diesem Jahr kommt, hängt letztlich von den Details einer etwaigen Steuerreform ab. Gegen Ende des Jahres sollte die expansivere Haushaltspolitik positiv beim Wachstum zu Buche schlagen, auch wenn der Spielraum für fiskalische Stimulusmaßnahmen wegen der aktuellen Haushalts- und Konjunkturlage nicht allzu groß ist. Im Jahresverlauf könnte die Inflation die Zielmarke von 2 Prozent erreichen.

Dennoch dürfte die Fed auch weiterhin sehr vorsichtig taktieren und ihrem reaktiven Stil treu bleiben. Trotz der zuletzt restriktiveren Rhetorik der Mitglieder des Offenmarktausschusses ist mit einem relativ langsam ansteigenden Zinspfad zu rechnen. Zwei Zinsstraffungen im laufenden Jahr sind plausibel unter Berücksichtigung des Wachstums-/Inflationsausblicks und diverser Risiken, die ihre Schatten vorauswerfen – etwa ob Präsident Trump seine Maßnahmen zu Protektionismus und Handelsrestriktionen in die Tat umsetzt.

Eurozone

Zum Jahresende hat sich die Konjunktur im Euroraum etwas belebt, und dieser Trend dürfte sich 2017 fortsetzen. Ein wichtiger Konjunkturmotor bleibt bis auf Weiteres der private Konsum, angekurbelt durch deutlich höhere Reallöhne und niedrigere, wenn auch inzwischen wieder etwas gestiegene Energiepreise. Für Aufwind sorgt auch das freundlichere globale Wirtschaftsumfeld. Aber auch die Kerninflation wird wohl anziehen in Anbetracht der Engpässe am Arbeitsmarkt – in Deutschland ist sie bereits ins Plus gedreht. Erhöht sich der Inflationsausblick, wird sich die EZB in der Lage sehen, den allmählichen Ausstieg aus ihrem quantitativen Lockerungsprogramm ab April 2017 anzukündigen.

Dennoch überwiegen die Risiken für das Wachstum und die Inflation – trotz der positiven Impulse. Ein wesentliches Risiko geht von Großbritannien aus. Eine vom Brexit ausgelöste Konjunkturabkühlung könnte über die Handelsbeziehungen auf Europa überschwappen und besonders Deutschland treffen. Weitere Unwägbarkeiten birgt der in diesem Jahr volle politische Kalender. Vor allem die Parlamentswahlen in Frankreich könnten die Märkte in Aufruhr versetzen und die Zukunft der Europäischen Union infrage stellen.

Großbritannien

Das Brexit-Votum überschattet den Ausblick für die britische Wirtschaft, selbst wenn die bislang guten Daten die Sorgen über schmerzliche Folgen für die Konjunktur etwas zerstreuen. Mit der Talfahrt des britischen Pfund haben sich die Kreditbedingungen spürbar entspannt. Dies könnte dem Land in den kommenden Quartalen helfen, eine Rezession, nicht aber eine Wachstumsabkühlung zu vermeiden. In den nächsten Monaten dürfte sich das als Erstes bei den Investitionen bemerkbar machen, gefolgt von Beschäftigung und Konsum: Die Inflation mindert die Kaufkraft und macht reale Einkommenszuwächse zunichte.

Sowohl der Haushalts- wie auch der Geldpolitik kommt deshalb beim Ankurbeln der Konjunktur im aktuell besonders unsicheren Umfeld eine Schlüsselrolle zu. Da der neue Schatzkanzler eine flexiblere Herangehensweise an die Haushaltskonsolidierung angekündigt hat, wird von der Haushaltspolitik vermutlich mehr Unterstützung kommen, sollte sich die Wirtschaft schlechter als erwartet entwickeln. Auch die Fiskalpolitik dürfte weiterhin die Konjunktur stützen. Die Bank von England wird ihr quantitatives Lockerungsprogramm vermutlich über März 2017 hinaus verlängern. Denkbar ist je nach erforderlichem Umfang der Lockerung und dem Stand des Pfund auch eine Zinssenkung.