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Marktkommentar „Europa hat sichtlich Fortschritte gemacht“

Heather Arnold Director of Research und Portfoliomanagerin des Templeton European Fund.
Heather Arnold Director of Research und Portfoliomanagerin des Templeton European Fund.
Europas Wirtschaftswachstum fiel insgesamt unterschiedlich aus, obwohl die Europäische Zentralbank (EZB) ihre drei Leitsätze gesenkt und zusätzliche langfristige Refinanzierungsgeschäfte (LTROs) eingeführt hat, um den zaghaften Konjunkturaufschwung in der Region zu stützen.

Seit den dunkelsten Stunden der jüngsten Wirtschaftskrise hat Europa jedoch sichtliche Fortschritte gemacht: Die Finanzmärkte haben sich stabilisiert, ein Aufschwung hat eingesetzt, der harte Sparkurs ist weitgehend vorüber und trotz gelegentlich alarmierender Schlagzeilen genießen proeuropäische Reformparteien weiter politischen Rückhalt.

Unternehmen – freie Cashflow-Renditen sind beispielloses Phänomen

Wie noch vor zwei Jahren kaum vorstellbar, können sich die Regierungen Spaniens und Irlands mittlerweile zu niedrigeren Zinsen finanzieren als die US-Regierung. Die Löhne steigen im Zuge des einsetzenden Aufschwungs noch sehr verhalten, doch die jüngsten Initiativen der EZB zur Senkung der Zinsen und zur Förderung der Kreditvergabe an Unternehmen aus dem Mittelstand und der Peripherie machen Mut.

Insgesamt verbessern sich die Fundamentaldaten der Unternehmen. Die Erträge und Aktienbewertungen sind aber nach wie vor gedrückt. Die freien Cashflow-Renditen der Unternehmen in Europa sind derzeit sogar höher als die Renditen spekulativer Anleihen – ein beispielloses Phänomen.

Es bestehen nach wie vor Deflationsdruck sowie geopolitische Risiken und wir rechnen auch künftig mit Phasen der Ungewissheit und Volatilität in der Region, da der Stabilisierungs- und Sanierungsprozess uneinheitlich verläuft. Insgesamt ist das Erholungspotenzial unserer verschiedenen europäischen Positionen auf lange Sicht aber noch nicht eingepreist.

Aktienanleger zeigten sich im 2. Quartal noch nicht überzeugt


Europäische Aktien haben im zweiten Quartal 2014 unter dem Strich eine „Wand der Sorgen“ erklommen, während eine anhaltende politische Unterstützung und solide Bedingungen für Unternehmen die Sorgen um geopolitische Turbulenzen und stockendes globales Wirtschaftswachstum kompensierten.

Die Aktienmärkte mancher größerer Industrieländer verbuchten neue nominale Hochs, zum Beispiel in Deutschland und den USA, wenngleich schwache Umsätze und geringe Volatilität im Hintergrund deutlich machten, dass es den Anlegern an Überzeugung mangelte.

Die US-Notenbank Federal Reserve drosselte ihre Anlagenkäufe weiter, während die Anleger gelassen auf schwache Zahlen fürs Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal reagierten und sich stattdessen auf robuste Unternehmensgewinne und anziehende Frühindikatoren konzentrierten.

Im Juni zählten defensive Sektoren wie Gesundheit und Versorgung zu den Gewinnern

Europäische Aktien gaben im Juni nach, weil eskalierende Gewalt im Irak und Sorgen um die Nachhaltigkeit des globalen Wirtschaftsaufschwungs die regionalen Märkte belasteten. Zunächst legten Aktien bei geringen Umsätzen und niedriger Volatilität zu. Zuletzt intensivierte sich der Nachrichtenstrom und drückte auf die Kurse.

Unter solchen Bedingungen erzielten defensive Aktiensektoren wie Gesundheit und Versorgung sowie von steigenden Rohstoffpreisen beeinflusste Segmente wie Energie und Material sehr gute Renditen. Dagegen zählten konjunktursensiblere Bereiche wie Finanzen und Industrie zu den Verlierern. Generell setzten sich defensive und von steigenden Rohstoffpreisen beeinflusste Sektoren an die Spitze, während konjunktursensible und konsumabhängige Sektoren an Wert verloren haben.

Verlustbringer des 2. Quartals bieten weitere Gewinnchancen

Die Sektoren die hauptsächlich für die zuvor verzeichnete starke Performance verantwortlich waren – dazu zählen Finanzen und Gesundheit –, gehörten im zweiten Quartal 2014 zu den Verlierern. Dennoch sind unsere Analysten der Meinung, dass diese Sektoren in Zukunft  Gewinnpotenzial bieten können.

Im Finanzsektor zum Beispiel haben unsere ausgewählten Aktien im zweiten Quartal 2014 weniger erfreuliche Gewinne erbringen können, aber gleichzeitig hatten dieselben europäischen Banken solide Gewinne seit dem Höhepunkt der europäischen Staatsschuldenkrise eingefahren. Bei einigen Titeln liegen die Bewertungen deutlich unter dem materiellen Buchwert – auf einem Niveau, das wir für geduldige wertorientierte Investoren mit langfristigem Horizont als äußerst attraktiv erachten.

Werte aus dem Gesundheitssektor sind in unseren Portfolios derzeit gegenüber der Benchmark übergewichtet und konnten zuletzt solide Gewinne verzeichnen.

Generell hat die Pharmaindustrie die schlimmsten Folgen der Patentklippe unseres Erachtens bereits hinter sich. Die Unternehmen haben effektiv Kosten gesenkt und Umsatzströme so diversifiziert, dass ihnen Patentabläufe weniger stark zusetzen.
Unserer Ansicht nach werden auch die Wachstumsaussichten bestimmter Spezialpharma-, Biotechnologie und Medizintechnikwerte vielfach unterschätzt.

Energiesektor – Markt sollte auf Initiativen der Ölgesellschaften positiv reagieren

Auch der Energiesektor trug im Berichtsquartal zu einer positiven Wertentwicklung bei.

Allgemein visieren große europäische Ölgesellschaften ihren konjunkturbereinigten Ertragskennzahlen zufolge Dreijahrestiefs an – trotz laufender Kürzungen bei Investitionen, erfolgter Produktionssteigerungen und verstärkter Rückführung von Kapital an die Aktionäre.

Der Markt sollte nach unseren Erwartungen positiv reagieren, wenn diese Initiativen weiterlaufen. Auch niedrig bewertete Ölfelddienstleister, die über die Technologie und Kompetenz verfügen, um Ölriesen und staatlichen Ölgesellschaften die Förderung von
Kohlenwasserstoffen an immer schwierigeren Standorten zu ermöglichen, beurteilen wir nach wie vor zuversichtlich.

Heather Arnold ist Director of Research und Portfoliomanagerin des Templeton European Fund. Das Ziel der Fondsmanagerin ist ein langfristiges Kapitalwachstum. Dabei ist der Fonds vorwiegend in Stammaktien von europäischen Unternehmen investiert.

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