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Marktkommentar Fidelity skizziert 2 mögliche Szenarien der Frankreich-Wahl

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Szenario 2: Keine Panik bei Wahlerfolg von Mélenchon oder Le Pen

Es ist zwar nicht völlig ausgeschlossen, dass es am Ende doch zu einem Rennen zwischen dem Linksaußen Jean-Luc Mélenchon und Marine Le Pen um die französische Präsidentschaft kommt. Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist das unwahrscheinlich.

Allerdings könnte Le Pen mit dem Thema Innere Sicherheit punkten. Denn der gestrige Anschlag in Paris rückt diesen Aspekt bei den Wählern schmerzlich ins Bewusstsein. Trotz der jüngsten Zugewinne in den Umfragen liegt Mélenchon immer noch regelmäßig hinter Macron und Le Pen. Seine Aussichten, in die zweite Runde zu kommen, sind ungefähr so groß wie die von François Fillon, dem Kandidaten des Mitte-Rechts-Lagers.

Mélenchon und Le Pen müssten überdies, sollten sie an die Macht gelangen, erhebliche politische und verfassungsrechtliche Hürden überwinden, um ihre Anti-EU-Vorstellungen umzusetzen. Insbesondere die einige Wochen später folgende Parlamentswahl und die dort zu erwartenden Mehrheitsverhältnisse, die keinen der beiden extremen Kandidaten unterstützen würden, wären für sie wohl eine politische Sackgasse.

„Beträchtliche Schwankungen“

An den Börsen wird es bei einem Wahlsieg von Mélenchon oder Le Pen sicher zu beträchtlichen Schwankungen kommen. Am stärksten wird der Euro unter einem solchen Ergebnis leiden. Gut möglich, dass er auf Parität zum US-Dollar – oder noch darunter – sinkt. Die französischen Aktienindizes wären möglicherweise weniger stark betroffen, da viele französische Unternehmen weltweit operieren.

Bei französischen Staatsanleihen ist von einer spürbaren Erweiterung der Renditeaufschläge auszugehen. Dies hätte wiederum Einfluss auf die europäischen Peripheriestaaten – besonders anfällig wäre in diesem Fall Italien, das bereits mit einer Bankenkrise und einem Führungsvakuum ringt. Auf die Strategie der EZB, die quantitative Lockerung nach und nach zu reduzieren und das Volumen monatlicher Anleihekäufe zurückzufahren, dabei aber am Markt aktiv zu bleiben, hätte dies einen verheerenden Effekt. Möglicherweise würde der Abschied vom Kapitalschlüssel dann noch schneller kommen.

Dennoch: Bei einem Wahlerfolg von Mélenchon oder Le Pen sollten Anleger nicht in Panik verfallen, sondern Ruhe bewahren. Die Kapitalmärkte haben in den letzten sechs bis zwölf Monaten zahlreiche politische Überraschungen erlebt – und sich trotzdem immer wieder zügig davon erholt.

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