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Marktkommentar „Japan ist in den nächsten Jahren die bessere Alternative“

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  1. Bilanzen japanischer Unternehmen sind „rock solid“

Hinzukommt, dass die Bilanzen japanischer Unternehmen „rock solid“ sind, während diejenigen amerikanischer Unternehmen viel heiße Luft enthalten: Japanische Unternehmen weisen neben ihrer Anlageninvestitionen vor allem Beteiligungen an anderen börsennotierten Unternehmen (1/5 der Bilanzen) und Immobilienbesitz (1/10 der Bilanzen) aus. All dies ist verhältnismäßig leicht zu bewerten, zu veräußern und zu liquidieren. Immaterielle Vermögensgegenstände spielen in Japan kaum eine Rolle.

Vollkommen anders wiederum ist die Situation in den USA. Amerikanische Bilanzen weisen sehr häufig einen extrem hohen Anteil an immateriellen Vermögenswerten aus. Darin enthalten ist der sogenannte Goodwill (Firmenwert), der zum Beispiel bei einer Unternehmensübernahme eingebucht werden muss, wenn ein Aufschlag auf die übernommenen Vermögenswerte bezahlt wurde.

Die Werthaltigkeit dieser immateriellen Vermögenswerte ist sehr schwer zu beurteilen. Sie sind jedenfalls sehr risikoreich, denn letztlich ist der Goodwill nichts anderes als die vorausgezahlten Gewinne und Rendite, die erst noch erwirtschaftet werden müssen. Die Zukunft muss also erst noch halten, was da versprochen wurde (früher musste dieser Goodwill aus guten Gründen abgeschrieben werden, man wollte nicht, dass bereits in der Bilanz „spekuliert“ wurde).

Konservative Investoren klammern daher diese spekulativen Bilanzwerte aus und betrachten lediglich den „Tangible Book Value“, also nur die greifbaren Posten der Bilanz. Dabei zeigt sich die Attraktivität der japanischen Bewertungen noch deutlicher: während das Verhältnis Marktwert zu Tangible Book bei 1,5 liegt, ist dieser Wert in den USA in den vergangenen Jahren enorm angestiegen und liegt bei 8 - die Bewertung in den USA liegt somit beim 5-fachen Wert Japans.

Noch ein Beispiel, welche Möglichkeiten sich am japanischen Aktienmarkt aufgrund der dargestellten Rahmenbedingungen bieten: Toyota Industries, ein Automobilzulieferunternehmen, das u.a. Motoren und Klimaanlagen herstellt, hat ein erfolgreiches operatives Geschäft. Darüber hinaus hält dieses Unternehmen Anteile an 61 börsennotierten Unternehmen. Darunter auch am weltgrößten Automobilhersteller Toyota Motors. Genaugenommen ist Toyota Industries mit einem Anteil von über 6 Prozent sogar sein größter Aktionär. Der Wert dieser Beteiligungen liegt bei 19 Milliarden Euro.

Das Unternehmen wird allerdings an der Börse derzeit nur mit einem Börsenwert von 15 Milliarden Euro bewertet. Das heißt, sogar ohne Berücksichtigung des Wertes des operativen Geschäftes liegt alleine schon der Wert der Beteiligungen um 25 Prozent darüber.

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Zusammenfassung

Japanische Unternehmen stellen mit ihren beinahe schuldenfreien Bilanzen, die überwiegend reale Vermögenswerte und nur in einem geringen Umfang spekulativen Goodwill umfassen, und ihren im Vergleich viel niedrigeren Bewertungen eine bessere Investmentmöglichkeit als europäischen und amerikanischen Aktien dar.

Dies umso mehr, als japanische Unternehmen zu den Hauptprofiteuren der folgende großen Megatrends gehören:

  1. Der Konsumwachstum der chinesischen Mittelschicht, die immer mehr High-End Elektronikgeräte nachfrägt,
  2. Internet of Thing, Digitalisierung und Automatisierung und
  3. Elektromobilität bringen für Unternehmen wie Japan Display (Elektronische Komponenten für Smartphones), Keyence (Sensoren), Fanc (Industrieroboter) oder Panasonic (Batterietechnologie) große Wachstumschancen und sind nur wenige Beispiele dafür, wie stark Japans Unternehmen von den aktuellen Entwicklungen profitieren.

Es deutet vieles darauf hin, dass es gut investierte Zeit ist, sich mit dem japanischen Aktienmarkt näher auseinanderzusetzen.

Über den Autor

Harald Staudinger ist Investmentexperte für die japanischen und chinesischen Kapitalmärkte sowie Mitbegründer und Geschäftsführer von Aspoma Asset Management, einer auf Asien spezialisierten Investmentgesellschaft.

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