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Aktualisiert am 28.11.2014 - 09:29 UhrLesedauer: 3 Minuten

Marktkommentar zu Fremdwährungsanleihen „Bei Zinstiteln einen Blick nach Übersee wagen“

Christian Bender, Manager des Rentenfonds Hansainternational
Christian Bender, Manager des Rentenfonds Hansainternational
Die Zinsdifferenz zwischen lang laufenden amerikanischen und deutschen Staatsanleihen liegt so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. Attraktive Zinsaufschläge sehe ich ferner bei Rentenpapieren, die auf britisches Pfund und Neuseeland-Dollar lauten.

Auf die sich in den vergangenen Wochen einstellende Erholung des US-Dollars habe ich bereits im Mai hingewiesen. Beigetragen hat dazu vor allem auch EZB-Chef Mario Draghi, der die Geldpolitik im Euroraum nochmals lockerte. Die USA hingegen fahren ihre unkonventionellen Maßnahmen zurück.

So reduzierte die US-Notenbank Fed nach dem letzten Treffen ihres Offenmarktausschusses die monatlichen Anleihekäufe planmäßig um weitere zehn Milliarden US-Dollar.

In Großbritannien hat der unerwartet kräftige Aufschwung für eine Aufwertung des britischen Pfundes gesorgt und somit Anlegern auf der Währungsseite Zusatzerträge beschert. Allerdings rechne ich nicht mit einer ungeminderten Fortsetzung des Pfundkurses.

Die britische Wirtschaft wuchs zuletzt mit einer Jahresrate von rund 3 Prozent. Lang laufende Staatsanleihen aus Großbritannien werfen zudem einen vollen Prozentpunkt mehr ab als ihre deutschen Pendants.

Investoren haben Euroschwäche genutzt

In Euro kalkulierende Investoren konnten deshalb durch die Beimischung von Pfund- und Dollaranleihen zusätzliche Erträge erzielen. Auch der Hansainternational nutzte diese Möglichkeit.

Auf britische Pfund und vor allem auf US-Dollar lautende Zinstitel machten zuletzt mehr als ein Drittel des Portfolios aus. Nach einem für Anleiheinvestoren schwierigen Umfeld im Jahr 2013 erzielte der Rentenfonds seit Jahresbeginn 2014 einen Wertzuwachs von 5,8 Prozent (Stand für alle Angaben: 31. Juli 2014).

Die Erholung der Schwellenländer spielte für die Wertentwicklung ebenfalls eine wichtige Rolle. Hier haben wir nach den Leitzinsanhebungen in einigen Ländern unsere Positionen vorsichtig ausgebaut. Als Folge der Stützungsmaßnahmen durch die nationalen Notenbanken erholten sich die Bonds aus der Türkei und insbesondere aus Brasilien.

Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern machten zuletzt gut 11 Prozent in unserem Portfolio aus. Deutlich untergewichtet war dagegen der Yen, dessen Kurs wegen der spezifischen Probleme des hoch verschuldeten Japan nur schwer abzuschätzen ist.

Zinswende liegt noch in der Ferne

Bei der Duration der gehaltenen Wertpapiere haben wir unsere konservative Grundausrichtung weitgehend beibehalten. Die mittleren Restlaufzeiten der gehaltenen Anleihen beliefen sich zum Stichtag auf rund 4,5 Jahre. Der anhaltende Zinsrutsch speziell an den europäischen Bondmärkten hat den Markt und auch uns etwas überrascht – per Jahresende 2014 hatten wir ursprünglich mit höheren Renditeniveaus kalkuliert.

Ich habe jedoch gute Gründe, an der derzeitigen Ausrichtung meines Portfolios festzuhalten. Wir legen unser Augenmerk darauf, Kursrisiken für den Anleger zu begrenzen, sollten die Anleiherenditen doch einmal kräftiger anziehen.

Mit einer unmittelbar bevorstehenden Zinswende rechne ich allerdings nicht. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass die Renditen noch etwas länger als vielerorts erwartet auf einem niedrigen Level verharren werden. Zumindest bis Ende 2014 sei kaum mit scharfen Zinskorrekturen zu rechnen.

Italien macht unter Premier Renzi Fortschritte


Im Euroraum habe zuletzt die Ukraine-Krise für eine Flucht in als sichere Häfen geltende Staatspapiere gesorgt. Gleichzeitig habe das Straucheln der portugiesischen Großbank Espirito Santo kaum für Turbulenzen an den Rentenmärkten gesorgt.

Dieser Fall zeigt, dass man aus der Erfahrung mit Bankenkrisen gelernt hat und in der Lage ist, solche Risiken jetzt zu isolieren. Darüber hinaus habe Italien mit der Ernennung des Reformpolitikers Matteo Renzi zum Ministerpräsidenten einen großen Schritt nach vorne gemacht.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase will ich mich allerdings nicht dazu verleiten lassen, in stärker risikobehaftete Zinspapiere umzuschichten. Den eindeutigen Schwerpunkt im Portfolio des Hansainternational werden weiterhin Rentenpapiere aus den Industriestaaten der nördlichen Hemisphäre mit Top-Bonitäten bilden.

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