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Martin Hüfner: Die Inflation ist nicht tot

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Für die weitere Entwicklung muss man verschiedene Faktoren berücksichtigen:

Konjunktur: Das Wachstum der Weltwirtschaft wird sich im nächsten Jahr abschwächen, vor allem in Europa. Damit wird es für die Unternehmen schwerer, Kostensteigerungen zu überwälzen. Die Inflation müsste zurückgehen.

Bisher ist davon freilich noch nichts zu erkennen. Im Euroland liegt die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise), die im Wesentlichen von dieser konjunkturellen Komponente abhängt, unverändert bei 2 Prozent.  

Rohstoffpreise: Anders als bei der letzten Rezession 2008/2009, gehen die Notierungen diesmal kaum zurück. Ölpreise sind immer noch 30 Prozent höher als vor einem Jahr, Nahrungsmittelpreise über 10 Prozent (beides gemessen in Euro).

Das hängt zum Teil damit zusammen, dass die Konjunktur nicht so schlecht wie damals ist. Darüber hinaus sind die Besonderheiten, vor allem des Ölmarkts, zu berücksichtigen. Libyen ist noch nicht zurück auf dem Weltmarkt. Die Kosten der Ölförderung steigen weltweit an. Es gibt zwar keine quantitative Knappheit an Öl – die neuen Reserven liegen jedoch tief unter Wasser, was die Förderung teurer macht.  

Liquidität: An sich ist die hohe Liquidität in Verbindung mit den gewaltigen Staatsschulden für die Inflation ein gefährliches Gebräu. Bisher äußert sich das wegen der schwächeren Konjunktur aber nicht bei den Verbrauchsgütern (an denen die Inflation üblicherweise festgemacht wird), sondern lediglich bei Vermögensgütern wie Rohstoffen, Immobilien, Gold oder Bonds. Das wird zunächst auch noch so bleiben.  

Das gilt auch für das Wertpapierankaufsprogramm der Europäischen Zentralbank (Securities Markets Program, SMP). Hier wurde als Vorsichtsmaßnahme eingebaut, dass die EZB die entstehende Liquidität durch gegenläufige Offenmarktgeschäfte unmittelbar abschöpft ("sterilisiert").

Freilich sollte man sich nicht so sicher sein, dass das stabilitätspolitisch wasserdicht ist. Zum einen können sich die Banken jederzeit wieder beliebig viel Geld  bei der EZB holen. Zum anderen hat das SMP negative Auswirkungen auf die Preiserwartungen. Schließlich sind die Beträge inzwischen keine "quantité negligeable" mehr (Stand diese Woche 195 Milliarden Euro).

Die niederländische Rabobank hat vor kurzem eine Studie veröffentlicht, nach der von dem SMP ab einer Größe von 300 Milliarden Euro negative Effekte ausgehen könnten. Die Studie ist zwar nicht unumstritten, sie zeigt aber die Probleme.

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