Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Rettungsanker Binnenmarkt
Manchmal hat man ganz einfach Glück. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem Trump Zöller erhebt, erholt sich der europäische Binnenmarkt von einer langen Schwächephase. Er kann somit zu einem Auffangbecken für bisherige Exporte in die USA werden. Das ist sicher kein vollwertiger Ersatz. Es hilft aber.
Schauen wir uns das etwas genauer an. In den letzten Jahren hat man nur wenig und ungern darüber gesprochen. Tatsache aber war, dass der innereuropäische Handel seit Gründung der Währungsunion nicht die Erwartungen erfüllt hat, die man in ihn gesetzt hatte. Ein Grund für die Gründung des Euros war, dass man sich gegenüber den großen währungspolitischen Spannungen der 80er- und 90er-Jahre besser schützen wollte. Sie hatten die Wirtschaft nicht nur viel Geld gekostet. Sie hatten auch zu Attentismus der Investoren, einem lange Zeit vergleichsweise niedrigen Wachstum und einer schleppenden Beschäftigung geführt.
Eigentlich hätte die Wechselkursstabilität durch den Euro dazu führen müssen, dass all diese Probleme beseitigt würden. Der Handel innerhalb Europas hätte zu- und der mit Drittländern abnehmen müssen. Genau das ist aber zur Überraschung vieler nicht geschehen. Es trat vielmehr das Gegenteil ein. Anfang der 90er Jahre machten die deutschen Exporte in den Euroraum noch knapp 50 Prozent aus. Danach ging es permanent bergab.
Zuerst verlief die Entwicklung noch relativ gemäßigt. In der Finanzkrise betrug der Anteil der deutschen Exporte in die europäischen Nachbarländer noch 43 Prozent. Danach ging es kräftig nach unten. Der Tiefpunkt wurde in den Jahren 2015/2016 erreicht, als der Anteil bis auf 34 Prozent fiel.
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Anleger sollten verstärkt an den europäischen Markt denken
Das lag zum Teil natürlich an der Eurokrise und den Problemen in Italien, Spanien, Griechenland und anderen Staaten. Allerdings darf man diesen Faktor auch nicht überbetonen. Denn so stark hat die Eurokrise die deutschen Exporte auch wieder nicht beeinträchtigt. Erinnern Sie sich nur daran, dass die Wechselkursstabilität in Europa selbst in den schwierigsten Tagen der Eurokrise nie wirklich gefährdet war (außer vielleicht ein paar Wochen auf dem Höhepunkt der Diskussion über den Grexit). Man musste also keine neuen Wechselkursrisiken befürchten.