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Martin Hüfner: „Trügerische Ruhe beim Euro“

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Für den Anleger

Dass sich positive und negative Effekte auf den Euro auch in Zukunft kompensieren, halte ich für unwahrscheinlich. Vor uns liegen drei Phasen. Zunächst wird es in den nächsten sechs, acht Monaten erhebliche Turbulenzen auf beiden Seiten des Atlantiks geben. In Europa können die sozialen Unruhen eskalieren, wenn die Rezession andauert, weiter gespart werden muss und die Gläubiger ihre Taschen immer mehr zuhalten.

In Athen soll die radikale europakritische Partei Syriza bei den Meinungsumfragen inzwischen vorne liegen. Das lastet auf dem Euro. Auf der anderen Seite fangen in den USA die Verhandlungen über den „Fiscal Cliff“ an. Beide Parteien werden dabei die Kompromissfähigkeit der Gegenseite bis an die Grenze ausloten (um auch einen Präzedenzfall für die künftige Zusammenarbeit zu schaffen). Es kann immer mal wieder so aussehen, als würden die Verhandlungen scheitern und Amerika tief in eine Rezession stürzen.

All das kann zu erheblichen Schwankungen beim Euro/Dollar-Kurs nach beiden Seiten führen.  Wenn diese Zeit – hoffentlich – ohne größere Unfälle überstanden ist, vermute ich, dass zunächst einmal Europa die besseren Karten hat. Es hat die Staatsverschuldung bereits deutlich reduziert, es hat notwendige Reformen auf den Arbeits- und Produktmärkten eingeleitet und seine Wettbewerbsfähigkeit verbessert. Die USA haben das noch vor sich. In dieser Zeit müsste sich die Gemeinschaftswährung auf den Devisenmärkten befestigen. Das läge auch im Interesse der Amerikaner, weil es seinen Exporten hilft.

In einer dritten Phase (die dann vielleicht in zwei bis drei Jahren beginnt) dürften die Amerikaner die Nase vorne haben. Dann werden sie ihre traditionellen Fähigkeiten zu mehr Flexibilität und Dynamik ausspielen können. Dann wird die verstärkte Förderung von Öl und Gas in den Vereinigten Staaten zum Tragen kommen. Dann haben sie vermutlich auch kein Defizit in der Leistungsbilanz mehr (oder ein sehr viel geringeres). Diese Vorzüge helfen dann dem US-Dollar.  

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