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Martin Siegel: „Zentralbanken spielen für den Goldpreis eine untergeordnete Rolle“

Martin Siegel
Martin Siegel
Martin Siegel ist Fondsmanager des Stabilitas - Gold+Resourcen (WKN: A0F6BP)

DAS INVESTMENT.com: Welche Trends beobachten Sie gerade am Goldmarkt?

Martin Siegel: Der langfristige Aufwärtstrend, der seit 2001 anhält, konsolidiert sich nach 2003/2004 und 2008 seit Mitte 2011 nun bereits seit etwa zwei Jahren. Nachdem die Banken der Hausse zehn Jahre lang hinterher gelaufen sind und plötzlich in der Nähe des Hochs Mitte 2011 positive Prognosen abgegeben haben, hat sich die Stimmungslage wesentlich verschlechtert.

Ausgelöst durch den Zugriff auf private Konten in Zypern zur Sanierung der dortigen Banken hat sich die Goldnachfrage der privaten Anleger enorm erhöht. Dies hat aber nicht zu steigenden Preisen, sondern nur zu längeren Lieferfristen bei den Anlagegoldmünzen geführt. Überlagert wurde diese Entwicklung durch gezielte Leerverkäufe an den Terminmärkten, die zu einem fallenden Goldpreis geführt haben.

DAS INVESTMENT.com: Nach dem April-Preisrutsch könnte man meinen, dass insbesondere institutionelle Anleger den Preistrend beim Gold bestimmen. Ist es für Sie wichtig, deren Investitionsverhalten besonders im Blick zu haben?

Siegel: Das Verhalten der institutionellen Investoren ist klar für den aktuellen Preistrend am Goldmarkt verantwortlich. Da die institutionellen Investoren offensichtlich von Zentralbanken gedeckt werden, ist eine Vorhersage über ein mögliches Ende des Trends nicht möglich. Sollte die private Goldnachfrage jedoch auf dem aktuellen Niveau verharren oder sogar weiter ansteigen, ist ein Ende des Abwärtstrends jedoch unausweichlich.

DAS INVESTMENT.com: Sie hatten vor nicht allzu langer Zeit einen Goldpreis von jenseits der 2.000-Dollar-Marke vorhergesagt. Schafft der Preis diese Marke 2013 noch und was ist unvorhergesehenes passiert?

Siegel: Ich bleibe bei meiner Prognose. Die Goldnachfrage ist weltweit stabil. Die Voraussetzung für die Fortsetzung der langfristigen Goldhausse, wie die unsolide Geldpolitik der Zentralbanken und der weltweite unkontrollierte Anstieg der Verschuldungen bleiben erhalten. Ich wäre nicht überrascht, wenn die 2.000-Dollar-Marke noch 2013 überschritten wird.

DAS INVESTMENT.com: Welche „Game Changer“ könnten künftig den Goldpreis maßgeblich beeinflussen? Sind es die Zentralbanken, die zunehmend aufkaufen?

Siegel: Die Zentralbanken spielen für den Goldpreis eine eher untergeordnete Rolle. Maßgeblich sind die Investoren, die sich gegen die Leerverkäufe der Investmentbanken durchsetzen müssen.

DAS INVESTMENT.com: Was sollte man derzeit kaufen: Goldaktien oder doch lieber den Barren? Warum?

Siegel: Wer jetzt kauft bezahlt den niedrigsten Preis seit mehr als 2 Jahren. Goldminenaktien bieten auf dem aktuellen Niveau gegenüber den Goldmünzen oder Goldbarren das größere Gewinnpotential und bezahlen in vielen Fällen zudem anständige Dividenden.

DAS INVESTMENT.com: Der kleine Bruder: Wie sehen Sie Silber-Investments? Hat das Edelmetall derzeit/von Zeit zu Zeit Investitionsvorteile gegenüber Gold?

Siegel: Silber wird mit dem Gold den Aufwärtstrend wieder aufnehmen. Ich gehe davon aus, dass die höhere Volatilität des Silbers gegenüber dem Gold erhalten bleibt.

DAS INVESTMENT.com: Was ist Ihrer Meinung nach das größte Vorurteil/Missverständnis in Bezug auf Gold, das im breiten Markt besteht?

Siegel: Die privaten Investoren verstehen den Markt sehr gut und finden sich auf der Käuferseite.

DAS INVESTMENT.com: Ihr liebster Gold-Gegenstand: Der Barren im Tresor, die Gold-Armbanduhr oder…?

Siegel: Am schönsten sind Sammlermünzen mit einer historischen Bedeutung. Leider eignen sich diese wegen der hohen Handelsspannen nur bedingt zur Geldanlage.

DAS INVESTMENT.com: Was und wann war Ihre erste Begegnung mit einem Gold-Investment?

Siegel: Ein 10-Gramm-Barren, den ich gemeinsam mit meinem Bruder vom Taschengeld zusammengespart habe.


Teil 1 der Gold-Serie mit Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel, lesen Sie hier.

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