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Aktualisiert am 06.02.2015 - 11:18 Uhrin MärkteLesedauer: 10 Minuten

Matthias Weik und Marc Friedrich Griechenland in Troikahand

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Auch gegen den ehemaligen Finanz- und Verteidigungsminister Giannos Papantoniou wird wegen der geflossenen Rüstungsmillionen ermittelt und darüber hinaus noch - und dies ist leider kein Spaß - wegen Steuerhinterziehung.

Besonders dreist hat es aber Michalis Liapis getrieben. Bei einer Verkehrskontrolle im Dezember 2013 wurde er nicht nur mit einem gefälschten Nummernschild erwischt, sondern bei dieser Gelegenheit kam auch ans Licht, dass er überhaupt keinen Führerschein besitzt. Noch dazu hatte Liapis sein korrektes Nummernschild abmontiert und das Nummernschild seines Yachtanhängers an seinen 80.000 Euro teuren 8-Zylinder Jeep angebracht, um die circa 1.300 Euro Versicherung für den Jeep zu sparen. Michalis Liapis ist nicht irgendwer. Nein, er war von 2004 bis 2007 griechischer Verkehrsminister und danach zwei Jahre Kulturminister. An seine lukrativen Ministerposten kam er durch den ehemaligen griechischen Regierungschef Kostas Karamanlis, mit dem ihn Familienbande einen, denn er ist sein Cousin. Und um der tollen Geschichte eine letzte bizarre Wendung zu geben, hat Liapis Bücher verfasst mit so eindrücklichen Titeln wie „Für eine neue Moral“, „Für eine radikale Erneuerung“ sowie „Für eine kreative Umwälzung“.

Kreativ ist dieser Politiker ohne Zweifel, das muss der Neid ihm lassen. Der ehrenwerte Minister war zuvor auch schon in die Siemens Bestechungsskandale involviert, da er sich einige Luxus-Reisen von dem deutschen Konzern spendieren ließ. Und im Jahr 2011 wurde aufgedeckt, dass der angeblich verarmte Minister Liapis zeitweise Sozialhilfe kassierte, obwohl er und seine Frau im fraglichen Jahr Einkünfte von 140.000 Euro zu verbuchen hatten. Des Weiteren ist der begabte Politiker im Besitz von 28 Immobilien auf Mykonos und in den Nobelvierteln Athens, hat drei angemeldete Personenkraftwagen in seiner Garage stehen sowie 50.000 Euro auf Sparbüchern gebunkert. Wenn der Fisch wirklich zuerst vom Kopf her stinkt, dann hat Griechenland ein massives Problem.

Leider jedoch reicht die Selbstbedienungsmentalität bis weit in den griechischen Alltag hinein. Ein Athener Finanzbeamter hat ermittelt, dass beim Griechischen Institut für Berufliche Bildung Stundenlöhne von bis zu 610 Euro für das Lehrpersonal bezahlt wurden. Einige der Ausbilder lehrten auf dem Papier bis zu angeblich 225 Stunden im Monat. Anzumerken ist hierbei, dass diese beeindruckenden Stundenzahlen auch zu Zeiten berechnet wurden, als die fraglichen Ausbilder sich nachweislich im Ausland aufhielten. Darüber hinaus scheint die fachliche Qualifikation des Personals an diesem Institut kein ausschlaggebendes Einstellungsmerkmal zu sein.

So lehrte eine Politikergattin ohne jede entsprechende Ausbildung beispielsweise Zahntechnik und Geografie. Unter den äußerst „Vielbeschäftigten“ befand sich auch der Sohn eines Kabinettsmitglieds. Dieser unterrichtete unter anderem die Kunst der „Versilberung von Uhren“. Ferner waren auch Verwandte des Institutschefs und sogar Vertreter des Rechnungshofs - die höchste Prüfungsinstanz der Staatsausgaben – bei diesem Institut beschäftigt. Was sollte da schief gehen?

Verelendung schreitet voran

Während also einige wenige Privilegierte sich auf Kosten der Bürger und des insolventen Staates weiter bereichern, macht sich in der breiten Bevölkerung Verzweiflung breit. Infolge der harten Sparmaßnahmen sind die Einkommen der Griechen laut Schätzungen der Gewerkschaftsverbände seit 2009 durchschnittlich um fast 40 Prozent gefallen. Ungefähr 1,4 Millionen Menschen (28 Prozent) sind in dem Elf-Millionen-Land ohne Arbeit, jedoch erhielten nach offiziellen Angaben nicht mehr als 145.000 von ihnen 2013 Arbeitslosengeld. In Griechenland gibt es diese Unterstützung lediglich höchstens ein Jahr. Im Anschluss ist jeder auf die Hilfe der Familie, der Kirchen und der Städte angewiesen. Unter den Jugendlichen sind derzeit fast 60 Prozent ohne Arbeit!

Im folgenden „Chart der Schande“ ist zu erkennen, wie seit der Krise 2008 und damit dem Ende der zügellosen Party niedriger Zinsen, die Jugendarbeitslosigkeit in den Krisenländern explodiert ist. Die Eurozone beraubt eine ganze Generation ihrer Zukunft.

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