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Max Otte „Als Privatanleger würde ich jetzt deutsche Aktien kaufen“

Max Otte ist Fondsmanager und Professor für quantitative und qualitative Unternehmensführung an der Karl-Franzens-Universität Graz. Foto: Sahra Porsack / Hanseshot
Max Otte ist Fondsmanager und Professor für quantitative und qualitative Unternehmensführung an der Karl-Franzens-Universität Graz. Foto: Sahra Porsack / Hanseshot
DAS INVESTMENT.com: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Ursachen für den Dax-Einbruch zum Jahresbeginn?

Max Otte: Ich erkläre mir das vor allem mit psychologischen Gründen: Die Weltwirtschaft schwächelt schon länger. Nun ist die Stimmung umgeschlagen. Deutlich wird das unter anderem an der geringeren Nachfrage nach dem wichtigsten Energierohstoff Öl. Zwar steigt derzeit auch das Angebot in Förderländern wie Saudi-Arabien. Doch der sinkende Ölpreis ist vor allem ein Indikator dafür, dass die weltweite Industrieproduktion zurückgeht.

DAS INVESTMENT.com: Noch vor dem Handelsbeginn hierzulande startete das neue Börsenjahr mit kräftigen Kursverlusten in China. Welche Rolle spielt das Reich der Mitte für den jüngsten Einbruch beim deutschen Aktienindex Dax?

Otte: Das nachlassende Wirtschaftswachstum in China ist ein völlig normaler Prozess. Die Hauptursache für unsere Probleme ist es nicht. Stattdessen ist es eher ein bequemer Vorwand, um von den eigenen Problemen der westlichen Industriestaaten abzulenken. Denn auch in den USA schwächelt die Industriekonjunktur. Und in Teilen Südeuropas ist die Lage katastrophal.

DAS INVESTMENT.com: Was genau sehen Sie als Probleme in Südeuropa an?

Otte: Die Exportindustrien einiger Euro-Mitgliedsstaaten sind nicht so wettbewerbsfähig wie zum Beispiel die deutsche. Daher ist bereits der derzeit eher schwache Eurokurs für sie zu hoch, um international mithalten zu können. Neben steigenden Wechselkursen drohen ihnen ab nun noch steigende Zinsen. Denn aufgrund der jahrelangen Niedrigzinsphase fand eine gigantische Fehlallokation von Kapital statt, das bei wieder anziehenden Leitzinsen in den Industriestaaten wahrscheinlich wieder abflösse.

DAS INVESTMENT.com: In Erwartung darauf sind die Börsen vieler Schwellenländer bereits eingebrochen. Inwiefern sehen Sie Anlass, Ihre bisherigen Prognosen für den Verlauf des Dax in diesem Jahr infrage zu stellen? Und wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Otte: Die Medien stellen es immer so dar, als ob die Entwicklungen der Wirtschaft und der Börse miteinander eng einhergehen. Dem ist aber nicht so. Eine absolute Sicherheit über die künftige Richtung an der Börse gibt es nicht. Wir Profianleger denken stattdessen immer in Szenarien. Zurzeit sind die Krisenängste gestiegen, denn die 2008 drohende Krise wurde durch die Politik des billigen Geldes nur aufgeschoben. Unsere optimistische Prognose eines Dax-Standes von bis zu 14.000 Punkten Ende 2016 ist aber weiterhin gültig. Vielleicht wird dieses Ziel auch etwas später erreicht, aber Aktien bleiben eine ganz wichtige Basis der Kapitalanlage.


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