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Aktualisiert am 18.09.2012 - 09:13 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Max Otte stellt sich Ihren Fragen: „Die Politiker profitieren von der Eurokrise“

Max Otte
Max Otte
Max Otte ist Leiter des 2003 von ihm gegründeten Instituts für Vermögensentwicklung (IFVE) sowie Fondsmanager des PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G).
Zur Eurokrise


Frage der Redaktion: Wenn man Ihnen sagte: Lösen Sie die Krise! Welche drei Maßnahmen würden Sie ergreifen?

Max Otte: Griechenland muss aus der Eurozone entlassen werden, es muss ein geordnetes Insolvenzverfahren für Staaten eingeführt werden und der Fiskalpakt muss rückabgewickelt werden.

Frage der Redaktion: Welchen Weg werden Europas Staaten langfristig beschreiten, um ihre Schuldenberge unter Kontrolle zu bringen?

Otte: Es wird nicht den „einen“ Weg geben, sondern eine Kombination aus Sparen, expansiver Geldpolitik, Inflation und Schuldenschnitten.

Leserfrage: Wäre es denn sinnvoll, das währungspolitisch zu schnell gewachsene Europa wieder auf eine Kernallianz zurückzuführen und Beitritte zum Kern langsam und fundiert wachsen zu lassen?

Otte: Das wäre der ideale Weg zu einer starken Eurozone.

Leserfrage: Eine Kernallianz würde dann…

Otte: …die jetzige Eurozone minus Griechenland, Spanien, Portugal, aber inklusive Italien umfassen.

Leserfrage: Halten Sie es für möglich, dass es trotz hoher Mitgliederzahl und unterschiedlicher nationaler Interessen gelingen wird, Europa eine einige  Stimme zu geben?

Otte: Die Vereinigten Staaten von Europa sind eine schöne Vision, leider zurzeit aber völlig unrealistisch.

Leserfrage: Staatliche Einsparungen führen zu niedrigeren Preisen und damit zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Ist demnach die Kritik an den Sparprogrammen für Griechenland und anderen hoch verschuldeten Länder berechtigt?

Otte: Ja, denn die Kosten sind viel zu hoch. Über einen Austritt aus der Eurozone und eine Abwertung der Währung ließe sich das viel eleganter lösen.

Leserfrage: Wird sich die Sorge um den Euro bald legen?

Otte: Nein, denn zu viele profitieren von der Krise – Banken, Hedgefonds und die europäische Politelite, die sich wichtig machen kann.

Leserfrage: Werden sich die südlichen Eurostaaten mithilfe der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds langfristig entschulden können?

Otte: Nicht mit den jetzigen Maßnahmen. Da muss noch mehr passieren.

Leserfrage: Handelt es sich bei der Eurokrise nicht eher um eine Krise „light“, wenn man bedenkt, wie hoch die nicht bilanzierten Vorsorgeverpflichtungen in den Industrieländern sind?

Otte: Die nicht bilanzierten Verpflichtungen liegen noch weit in der Zukunft. Man wird das über eine drastische Reduktion des Standards der Altersversorgung lösen.

Frage der Redaktion
: Halten Sie starke soziale Unruhen in Europa für möglich?

Otte: In Europa – England, Frankreich, Griechenland: ja. In Deutschland: nein, vielleicht bis auf ein paar Problemviertel in Berlin und anderen Großstädten. Die Sozialstruktur in Deutschland ist immer noch vorbildlich.

Leserfrage: Sind wir momentan Zeuge davon wie Sozialisten und Kapitalisten gemeinsam den Kapitalismus zu Grabe tragen?

Otte: Ja. Wir kommen in eine kapitalistische Planwirtschaft, eine Herrschaft der Konzerne.

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