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Aktualisiert am 18.09.2012 - 09:13 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Max Otte stellt sich Ihren Fragen: „Die Politiker profitieren von der Eurokrise“

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Zu Deutschland

Leserfrage: Wo würden Sie bei den deutschen Staatsausgaben den Rotstift ansetzen oder zumindest deutlich auf die Bremse treten?

Otte: Wir haben in den vergangenen 40 Jahren eine drastische Senkung der Unternehmenssteuern und andere Steuern gehabt und dies mit einem Verlust auf viele öffentliche Leistungen bezahlt. Wenn ich sehe, wie bei Kultur, Gesundheit und in anderen Bereichen gekürzt wird, fällt es mir schwer, größere Kürzungsmöglichkeiten auszumachen.

Leserfrage: Trifft es zu, dass Deutschland höhere Steuersätze braucht?

Otte: Ja. Vor allem höhere Unternehmenssteuern, eine Finanztransaktionssteuer, höher Spitzensteuersätze und höherer Erbschaftssteuern.

Leserfrage: Glauben Sie, dass dem deutschen Steuerzahler weitere Erhöhungen (MWSt, Energiesteuer, höhere Benzinkosten) ins Haus stehen?

Otte: Ja. Leider werden wieder die Bürgerinnen und Bürger über Verbrauchssteuern belastet, während eher die Einkommensteuer für Spitzenverdiener und die Unternehmenssteuern steigen sollten.

Leserfrage: Werden wir in 10, 20, 30 Jahren besser oder schlechter leben als heute?

Otte: Ich kann mir vorstellen, dass die Wirtschaftsentwicklung gemessen an den nackten Zahlen weiter positiv ist. Allerdings haben sich die Qualität der immateriellen Güter (Kultur, Umgangsformen, Stress) und der öffentlichen Güter so stark verschlechtert, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Lebensqualität steigen wird.

Zu den Weltmärkten

Leserfrage: Glauben Sie, dass die USA seit Jahren die Erholung des Euro unterlaufen, weil sie kein Interesse an einem starken Euro haben?

Otte: Natürlich haben die USA kein Interesse an einer starken Eurozone. Sie arbeiten über verschiedene Instrumente wie Basel II/III und die Ratingagenturen direkt dagegen. Ansprechbar ist das nicht. Wie schrieb schon der altgriechische Historiker Thukydides im Peloponnesischen Krieg: „Die Starken machen, was sie wollen, und die Schwachen leiden, wie sie müssen.“ Amerika ist eben eine unilaterale Großmacht.

Leserfrage: Welches sind die Wachstumsmärkte von morgen? N-11, Afrika, Asien?

Otte: Ich weiß es nicht, hoffe aber, dass Europa eine Renaissance erlebt.

Leserfrage: Kann Europa ohne hohe Inflation überhaupt überleben, wenn Asiaten und Amerikaner ihre Konkurrenzfähigkeit über die Währungsabwertung erhöhen?

Otte: Auch in Europa wird es zur Inflation kommen.

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