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Mehr Klarheit, mehr Wahrheit Wie Südkorea seine Unternehmen auf Vordermann bringt

Tanguy Kamp ist Spezialist für Schwellenländer bei Banque de Luxembourg Investments
Tanguy Kamp ist Spezialist für Schwellenländer bei Banque de Luxembourg Investments | Foto: BLI

Lange Zeit standen koreanische Unternehmen für schlechte Corporate Governance. Ihre Bilanzen enthielten übermäßige Liquidität, die oft schlecht eingesetzt wurde, und ihr Rentabilitätsniveau war relativ niedrig, so dass sie an der Börse häufig mit einem größeren Abschlag gehandelt wurden. Entsprechend hatte die Wahl von Moon Jae-in zum südkoreanischen Präsidenten im vergangenen Jahr große Hoffnungen auf bessere Unternehmensführung und geopolitische Veränderungen geweckt (s. unser Artikel vom 6.6.2017 „Warum man sich derzeit für den koreanischen Markt interessieren sollte“). Wie sieht die Situation ein Jahr nach der Wahl aus?

Anzeichen für verbesserte Unternehmensführung in den beiden größten koreanischen Konzernen

Mit Blick auf die Unternehmensführung sind Fortschritte zu erkennen: Samsung Electronics bemüht sich verstärkt um seine Aktionäre. Der Konzern kaufte vermehrt eigene Aktien zurück und erhöhte die Dividenden von 420 Won 2015 auf 850 Won (2017); für das Jahr 2018 wird eine weitere Erhöhung auf 1.430 Won erwartet, was einem Anstieg von insgesamt 340 Prozent innerhalb von drei Jahren entspricht. Gleichzeitig verstärkt das Unternehmen seine Aktienrückkäufe: Waren es 2015 noch 5.057 Milliarden Won, so stieg das Volumen 2016 auf 7.971 Milliarden Won, 2017 sogar auf 9.296 Milliarden Won. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Jahren also Aktien im Umfang von 22.324 Milliarden Won (über 20 Milliarden US-Dollar) zurückgekauft.

Zudem hat sich der Kurs der Samsung-Aktie in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt – auch dank der stabilen Preise für DRAM-Speicherchips, deren weltgrößter Produzent das Unternehmen ist. Interessant ist auch, dass der größte Käufer von Samsung-Aktien in den vergangenen Jahren das Unternehmen selbst war (bedingt durch sein großes Aktienrückkaufsprogramm); Anleger auf dem Markt waren hingegen Nettoverkäufer. Folglich ist die Aktie in Anlegerportfolios unterrepräsentiert (vgl. Grafik) und wird immer noch sehr günstig bewertet, obwohl sich der Unternehmensgewinn in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt hat.

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Samsung Electronics: Aufteilung der Aktienkäufer und -verkäufer [Quelle: WISEfn, Mirae Asset Daewoo]

Erwähnenswert ist auch, dass das Unternehmen die Zahl seiner unabhängigen Mitglieder im Aufsichtsrat erhöht hat, was einen echten Fortschritt in Bezug auf die Corporate Governance darstellt.

Nachdem Samsung vorgelegt hatte, war wahrscheinlich, dass auch der zweitgrößte Konzern des Landes, Hyundai, mit Reformen nachziehen würde. Der Prozess ist derzeit noch in vollem Gange: Das Unternehmen hat auf die Forderung von staatlichen Stellen und Anlegern reagiert und angekündigt, seine komplexen Beteiligungsstrukturen zugunsten von transparenteren Holdings umbauen zu wollen. Besonders die Verflechtungen zwischen den einzelnen Unternehmen im Konzern, die der Gründerfamilie Chung bislang zu starke Kontrolle zu Lasten anderer Aktionäre gewährten, sollen aufgelöst werden. Der aktivistische (d. h. bewusst Einfluss auf die Unternehmenspolitik nehmende) Investmentmanager Elliott reagierte entsprechend, indem er Beteiligungen in Höhe von einer Milliarde US-Dollar an verschiedenen Unternehmen der Gruppe, Hyundai Motor, Kia und Hyundai Mobis, übernahm. Aufgrund seiner Position als Hauptaktionär wird Elliott Druck auf die Geschäftsführung und andere Akteure ausüben, um die Unternehmensführung zu verbessern, und Vorschläge machen, wie die Behandlung der Aktionäre verbessert werden kann. Der aktivistische Fonds fordert, dass über zwölf Milliarden Won an die Aktionäre zurückfließen, vor allem in Form von Dividendenerhöhungen und der Annullierung im Eigenbestand gehaltener Aktien („Treasury shares“).

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