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Aktualisiert am 27.01.2020 - 17:44 Uhrin Grünes GeldLesedauer: 5 Minuten

„Mehr Realität, weniger Kintopp“

Hermann Klughardt
Hermann Klughardt

DAS INVESTMENT.com: Nach einem wilden Run auf Solarprojekte war im Herbst vergangenen Jahres in Spanien Schluss mit lustig: Die garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom sank drastisch von 45,5 Cent auf 32 Cent pro Kilowattstunde. Damit platzte mancher Rendite-Traum, einige dort sondierende deutsche Emissionshäuser beklagten ohnehin die Wild-West-Methoden ortsansässiger Spekulanten und bezeichnen Spanien mittlerweile als verbrannte Erde. Eine treffende Einschätzung? Hermann Klughardt: Von verbrannter Erde kann man nicht sprechen, in einigen Fällen eher von verbrannten Fingern. Diejenigen im Markt, die Spanien pauschal verdammen, sind oft dieselben, die aufgrund von fehlendem Know-how keine attraktiven Objekte bekommen haben oder an die falschen Partner geraten sind. Wir sondieren seit 2006 den spanischen Markt, haben dort 2007 mit Private Placements begonnen und 2008 mit Publikumsfonds nachgezogen. Damit sind wir einfach näher dran am Geschehen: Gegenwärtig verfügen wir in Spanien über ein Kaufangebot für einen 3,2-Megawatt-Solarpark mit der alten Einspeisevergütung, den wir in das Portfolio unseres Sol-ES-21-Fonds übernehmen könnten. DAS INVESTMENT.com: Das nächste Solar-Dorado ist Italien. Die Regierung Berlusconi garantiert per Gesetz die Abnahme von Solarstrom für 49 Cent pro Kilowattstunde – auf diesen Zug wollen wieder viele aufspringen. Auch Ihre Fonds investieren dort. Spüren Sie bereits die wachsende Konkurrenz? Klughardt: Was derzeit in Italien passiert, ist die logische Konsequenz aus der Attraktivität des Marktes – wie vor drei Jahren in Spanien. Wir sehen das entspannt. In Italien sind wir seit bereits zwei Jahren aktiv und wissen: Auch dort ist das Geschäft stark fragmentiert, jeder Deal ist anders. Zudem sind die Genehmigungsverfahren langwierig, ohne gute Kontakte zu den Behörden bekommt man kein Bein an den Boden. Wir errichten aktuell in Italien bereits vier Parks mit insgesamt 3,6 Megawatt Leistung, die wir für den Fonds Sol Es 20 erworben haben. Weitere zwei Anlagen auf Sizilien, die ebenfalls bereits im Bau sind, haben wir im Portfolio des Sol Es 21. Wir rechnen im Prospekt für den Kauf mit dem 8,7-fachen der Erträge des ersten Jahres, haben aber den Park auf Sizilien zum 6,9-fachen erworben. Das ist für den Fonds eine sehr interessante Spanne. DAS INVESTMENT.com: Der Solar-Boom in Süditalien dürfte auch ungebetene Gäste locken. Bekommen Sie vor Ort manchmal Besuch von schwarzgekleideten Herren, die Angebote machen, die man nicht abschlagen kann? Klughardt: Dieser Mafia-Reflex bei Italien-Investitionen ist typisch deutsch – und eher Kintopp als die Realität. Wir haben für unsere Fondsprojekte die Auflage, mit sizilianischen Unternehmen zusammenzuarbeiten. Wir halten uns an die Regeln, und ich kann nicht feststellen, dass es hier zu besonderen Problemfällen kommt, die uns nicht aus dem Geschäft in Spanien oder Deutschland bekannt wären. Im Gegenteil, wir treffen auf sehr professionelle Partner: Wir kooperieren mit einem sizilianischem Projektentwickler und einem einheimischen Generalunternehmer, der für 30 Prozent der auf Sizilien errichteten Anlagen verantwortlich ist. Mit diesen gemeinsam zielen wir auf Projekte in der Größenordnung zwischen ein bis 4 Megawatt. DAS INVESTMENT.com: Für viele Initiatoren ist aber ein Problem, dass die Banken derzeit den Geldhahn zudrehen. Wie sieht es mit der Bereitschaft der Institute aus, Solarfonds zu finanzieren? Klughardt: Es stimmt, dass die Banken nur noch sehr restriktiv Eigenkapitalvorfinanzierungen übernehmen. Neben den richtigen Kontakten vor Ort ist das sicherlich oftmals ein Hauptproblem. Deals kommen deshalb nicht zustande, weil Käufer nicht genügend Sicherheiten mitbringen. Wir könnten jedoch Solarparks in einer Größenordnung von 120 Millionen Euro theoretisch sofort kaufen, da wir gegenüber den Banken über Jahre hinweg unter Beweis gestellt haben, dass wir unser Geschäft verstehen. DAS INVESTMENT.com: Sie bieten keine Fonds an, die deutsche Solaranlagen kaufen. Scheint hierzulande die Sonne zu wenig? Klughardt: Keineswegs, doch wäre ein direkter Vergleich mit Anlagen in Spanien oder Italien unfair. Letztere können aufgrund der Rahmenbedingungen 8 Prozent Rendite bieten, die deutschen landen bei 5 bis maximal 6 Prozent. Für diejenigen Anleger, die eine Investition im Ausland scheuen, ist aber ein Engagement in deutsche Solaranlagen bezüglich der Solidität der Investition absolut in Ordnung. DAS INVESTMENT.com: Und wie hoch ist das Risiko, dass die Vergütung in Italien mittelfristig genauso gekürzt wird wie in Spanien oder Deutschland? Klughardt: Nahezu 100 Prozent. Doch das ist nicht der springende Punkt. Auch in Italien gibt es ein definiertes Ausbauziel für die Solarenergie. Ist dies erreicht, wird auch dort die Vergütung sinken. In Deutschland war das in den vergangenen Jahren sukzessive der Fall, allein im laufenden Jahr gibt es wiederum 10 Prozent weniger für die gelieferte Kilowattstunde. Das Entscheidende ist aber, dass die jeweiligen Energiegesetze die Einspeisevergütung nur für neue Anlagen geändert werden – der Bestand ist davon nicht betroffen. Für neu an den Markt kommende herrschen dann bezüglich der Vergütung sicherlich nicht mehr annähernd so attraktive Bedingungen. Andererseits überkompensieren die deutlich gesunkenen Modulpreise die reduzierte Einspeisevergütung in Deutschland, so dass hierzulande jetzt sogar höhere Renditen als zuvor drin sind. DAS INVESTMENT.com: Nur kennen wir in Deutschland ja auch Fälle, in denen bei geschlossenen Fonds Änderungen auch rückwirkend in Kraft traten – etwa bei Steuervorteilen von Medienfonds. Klughardt: Das Problem der aberkannten Steuerkonzepte bei Medienfonds ist auf Solarfonds nicht übertragbar. Wichtig ist doch die Frage, wo der Nutzen für den Staat läge, Verfassungsklagen aufgrund rückwirkend geänderter Vergütungsregelungen auf sich zu nehmen. Selbst Politikern ist schnell klar: Durch eine solche Maßnahme stünde kein Euro an Mehreinnahmen ins Haus. Die Energieversorger legen die Preise für den eingekauften Strom auf den Endkunden um – somit spielt der Preis ebenfalls keine Rolle. Also gibt es herzlich wenig Anreize für die Politik, in diese Richtung Ambitionen zu entwickeln. Und, nicht zu vergessen: Auf supranationaler Ebene ist es bei der Europäischen Union der politische Wille, die Erneuerbaren Energien zu fördern. DAS INVESTMENT.com: Wenn die Karawane bald weiterzieht – welche sind die Solarfonds-Standorte von morgen? Klughardt: Tschechien ist auf jeden Fall ein Land mit einer interessanten Einspeisevergütung. Die Anlagen rechnen sich aber nicht in Euro, sondern in der tschechischen Krone – und die ist zwischenzeitlich tief abgestürzt. So hätte man bei einem Investment eher Verluste als eine Rendite dargestellt. Griechenland gehört bestimmt auch zu den Ländern, die in die engere Wahl kommen, doch ist dort unseres Erachtens noch keine hinreichende Investitionssicherheit gegeben. Das kann aber schon in einem halben Jahr anders aussehen. Und nicht zuletzt kommen die USA mittelfristig in Frage – Präsident Obama will ja die Vereinigten Staaten im Bereich Erneuerbare Energien an die Weltspitze bringen.

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