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Aktualisiert am 08.11.2012 - 11:09 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

Michael Hasenstab: „Irland könnte zur Patentlösung für Europa und die USA werden“

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Ein europäisches Rezept?

Natürlich kämpfen in Europa noch viele Länder mit Schuldenproblemen, doch eins davon – Irland – hat gezeigt, wie man sie bewältigen kann. Irland, das 2010 um Hilfe bat und zu den sogenannten PIIGS-Staaten Europas zählte (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien), die im Morast von 2008/2009 versanken, kämpft sich frei.

Die Entwicklungen in Irland sind positiv. Trotz großer Schwierigkeiten macht das Land bei seiner Fiskalreform weiter Fortschritte und gilt immer mehr als Vorbild für andere Länder. Insgesamt wurde ein Wachstums- und Sparpaket durchgezogen, das Wachstum durch Strukturreformen und Wettbewerbsfähigkeit förderte und Sparsamkeit durch verantwortungsvolle Fiskalpolitik, die Irland entwickelt und gut umgesetzt hat.

Es bleibt zwar noch einiges zu tun, doch dass Irland nach Jahren wieder Zugang zum (internationalen Renten-)Markt fand, ist meines Erachtens ganz klar ein Zeichen dafür, dass seine Fortschritte vielfach anerkannt werden.

Das irische Modell könnte meiner Ansicht nach zur Patentlösung für Probleme in anderen Teilen Europas werden. Und vielleicht schauen sich ja auch die USA etwas genauer an, wie es die Iren gemacht haben, und übernehmen das eine oder andere.

Lösungen – ob in den USA oder in Europa –brauchen Zeit, um zu greifen. Das  OMT-Programm ist zu loben – die neueste Unterstützungsinitiative der Europäischen Zentralbank (EZB). Der EZB-Vorschlag, bedürftigen Ländern unter Auflagen Hilfe zu leisten und ihre Anleihen zu kaufen, ist meines Erachtens ein gutes Konzept. Die Zusage der EZB, quasi unbegrenzt Liquidität zur Verfügung zu stellen, verhindert ein Weltuntergangsszenario.

Damit erhält das Arsenal die praktisch endlose funktionelle Feuerkraft, die zuvor gefehlt hatte. Die EZB stellt ihre Bilanz in ausreichendem Umfang zur Verfügung, um die Probleme zu lösen, und die an den Ansatz geknüpften Konditionen erscheinen recht vernünftig – anders als die unbegrenzten Käufe von US-Schatzanleihen durch die US-Notenbank ohne die Vorbedingung verantwortungsvoller Fiskalpolitik.

Die Vorschläge in Europa sehen gewisse Kontrollen vor und verlangen Reformen im Gegenzug für Hilfen. Dadurch werden die Reformen vorangetrieben, die für nicht mehr wettbewerbsfähige Länder entscheidend sind. Die EZB und ihre Rolle als Krisenmanager verdienen meines Erachtens einige Anerkennung und haben die Spielregeln verändert.

Europas Zukunft

Die Lage in Europa dürfte dennoch noch einige Zeit kritisch bleiben. Der Schuldenabbau ist schmerzhaft, und das Wachstum dürfte kümmerlich bleiben, doch das ist kein Weltuntergang. Ich glaube aber weiter an den Fortbestand der Eurozone.

Neben Irland sehe ich in Europa noch andere Chancen, vor allem in den geringer verschuldeten Volkswirtschaften Zentral- und Osteuropas. Meiner Ansicht nach sind die Chancen dort am größten. Die Länder profitieren von den enormen quantitativen Lockerungen in der Eurozone. Sie sind die Empfänger erheblicher Kapitalflüsse und müssen dabei längst nicht so viele Schulden abbauen wie andere Mitglieder der Eurozone.  

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