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Michael Thaler zum Ölpreis „Ich bin Mr. Doom für den Ölpreis“

Michael Thaler, Top Vermögen
Michael Thaler, Top Vermögen
DAS INVESTMENT.com: Der Ölpreis ist in den vergangenen rund sieben Monaten in der Spitze um fast 60 Prozent eingebrochen und notiert auf dem tiefsten Stand seit 2009. Als Hauptgrund gilt die massive Ausweitung der Produktion von Schiefer-Öl in den USA. Die Frage ist wohl weniger ob, sondern wann die Preise wieder anziehen. Wie sehen Sie die Entwicklung in den kommenden Monaten?
 
Michael Thaler: Obwohl die Terminkurve für Öl für die nächsten Monate steigende Kurse anzeigt, bin ich angesichts der vollen Lager – in Cushing wird so viel Öl gelagert, wie die letzten 30 Jahre nicht - eher Mr. Doom für den Ölpreis.

Hinzu kommt, dass Ölproduzenten wie der Iran, Venezuela und Russland dringend auf US-Devisen angewiesen sind und daher die staatlichen Ölunternehmen nicht betriebswirtschaftlich die Produktion drosseln, sondern versuchen über Mengenwachstum genug Dollar ins Land zu locken.

Wann wird die Erkenntnis der Endlichkeit neuer Ölquellen wieder dominieren und der Ölpreis sich wieder der 100-Dollar-Marke annähern?


Die westlichen multinationalen Ölkonzerne sitzen nach dem jahrelangen Öl-Boom auf gesunden Cash-Reserven und besitzen auch die Fähigkeit Kosten drastisch zu senken. Anders sieht es bei den Staatskonzernen in den Kleptokratien in Russland, Venezuela, im Iran und wohl auch Saudi-Arabien aus. Die Rückführung staatlicher Wohltaten würde zu sozialen Unruhen und zu Regimewechseln führen, mit der Folge zumindest zeitweiser Produktionsausfälle aufgrund von Investitionsunsicherheiten. Ein Putsch in einem dieser Länder wird den Ölpreis stark steigen lassen. In der Zwischenzeit werden wohl nur die politischen Unruhen in Libyen, im Irak oder in Nigeria dem Ölpreis leichten Aufrieb verleihen.

Welche Investments sollten Anleger wählen, wenn sie in den kommenden ein bis zwei Jahren von wieder steigenden Ölpreisen profitieren wollen? Von welchen Investments raten Sie in diesem Zusammenhang ab?
 
Erste Wahl für mich wäre aktuell die Norwegische Krone. Norwegen profitiert ebenfalls stark von den Öl-Einnahmen. Zweite Wahl ausgewählte westliche Ölkonzerne, die sinnvolle Kostenanpassungen vornehmen können und wichtige Produktionsstätten im Golf von Mexiko halten.

Langfristig gefällt mir die Lieferkette um Elektroautos am Besten. In Deutschland haben Elektroautos keine Chance, alleine der Staat wird nicht auf die sprudelnden Einnahmen aus der Mineralölsteuer verzichten wollen. Anders dagegen in China. Die Bekämpfung des Smog in den Städten gibt Elektroautos eine echte Existenzberechtigung.

Von direkten Investitionen in den Ölpreis rate ich derzeit noch ab, da die Terminkurve bei gleichbleibenden Ölpreisen zu empfindlichen Verlusten führt. Umgehen lässt sich dies nur, wenn man bereit ist, dass Öl, zum Beispiel in schwimmenden Öltankern zu lagern. Die täglichen Charterraten werden aber wohl die meisten von uns finanziell überfordern.

>> Lesen Sie hier, was Philipp Vorndran zum Ölpreis sagt

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