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Mifid-II-Bestimmung Banken und Investoren uneins bei Analysten-Gebühren

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Interessenskonflikte vermeiden

Die Mifid-II-Regulierung der Europäischen Union, die ab dem 3. Januar in Kraft tritt, soll Interessenskonflikte vermeiden, indem Vermögensverwalter dazu angehalten werden, die von ihnen gezahlten Handelsgebühren von Investment-Analysten-Kosten getrennt zu halten.

Dahinter stehen Sorgen der Aufsicht, dass Investoren ihre Geschäfte zu Händlern bei ihrem favorisierten Analystenhaus im Gegenzug für bevorzugten Zugang zu den besten Handelsideen leiten könnten, selbst wenn sie nicht den besten Deal für ihre Fonds-Kunden bekommen.

Mangel an Transparenz

Die britische Financial Conduct Authority und die European Securities and Markets Authority sind auch der Meinung, dass der Mangel an Transparenz dazu führt, dass Investoren für Analysen zu viel ausgeben könnten, ohne dass das bestraft wird.

JPMorgan, Commerzbank und Deutsche Bank wollten auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar abgeben.

Der US-Berater Integrity Research schätzt, dass Investmentbanken derzeit ihren Kunden durchschnittlich effektiv 75.000 US-Dollar pro Jahr für den Zugang zu den Veröffentlichungen ihrer Analysten in Rechnung stellen. Er beruft sich auf Hochrechnungen auf Basis der Preissysteme der Banken und einer Umfrage unter rund 70 Unternehmen.

Abo-Preise von 100.000 US-Dollar

Die US-Boutique-Firma Moffett Nathanson, die ausschließlich Analysen mit Schwerpunkt auf den Sektoren Telekommunikation und Medien anbieten, verlangt jährliche Abo-Preise von 100.000 US-Dollar und mehr bei Telefon-Zugang zu den Analysten, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfuhr.

Das sind typischerweise Ausgaben, vor den Investoren womöglich zurückschrecken werden. Vermögensverwalter in Europa und den USA könnten in Erwartung der neuen Regulierung mehr als 300 Millionen US-Dollar aus externen Analyse-Budgets streichen. Diesen Schluss legt eine aktuelle Umfrage von Greenwich Associates unter Fondsmanagern nahe.

Firmen dürften EU-Regeln umgehen

„Mifid II soll für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen und den kleinen Investoren helfen. Doch es hat den gegenteiligen Effekt, weil wir es uns nicht leisten können, so viel wie die größeren Firmen zu zahlen“, sagt Mark Holman, Geschäftsführer bei Twenty Four Asset Management in London. Das Unternehmen verwaltet rund 5 Milliarden Pfund an Festverzinslichen-Aktiva.

Die Situation ergibt sich allerdings nur in Europa, da die USA keine Pläne für ähnliche aufsichtsrechtliche Anforderungen haben. Das könnte nach Meinung einiger Investoren und Händler dazu führen, dass Firmen einen Teil ihrer Geschäfte auf die andere Seite des Atlantiks verlagern, um die EU-Regeln zu umgehen.

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