Mifid II-Expertin „Aktuelle Überregulierung nutzt weder Banken noch Fintechs“
„Fintechs fliegen zum Teil unter dem Radar“
Inwiefern sind auch Fintechs von den neuen Regulierungen betroffen?
Pirmann: Die deutsche Finanzaufsicht hat sich noch nicht auf die neuen Anbieter eingestellt, sie fliegen zum Teil unter dem Radar. Viele Fintechs fallen zudem bisher gar nicht unter die Regulierung, da sie nur als Vermittler tätig sind. Um die Abwicklung und damit die regulierungspflichtigen Geschäfte kümmern sich dagegen ihre Partner auf Bankenseite.
Worin bestehen die Unterschiede bei der Regulierung der Anbieter?
Pirmann: Klassische Banken werden nach dem Wertpapierhandelsgesetz reguliert und von der Bafin überwacht. Viele Fintechs sind dagegen Finanzanlagenvermittler und im Online-Register des Deutschen Industrie- und Handelskammertages registriert, da sie ja wie erwähnt nur einen Teil der Dienstleistungen anbieten.
Was würden Sie sich für die Zukunft von den Regulierern wünschen?
Pirmann: Die Institute benötigen einerseits dringend eine verbindliche und verlässliche Zeitplanung bezüglich der Level-II-Texte. Andererseits sollte eine klare Tendenz erkennbar sein, welchen regulatorischen Rahmen die Politik schaffen will: Will sie im Sinne des Anlegerschutzes auch einzelne, vorhersehbare Schadensfälle ausschließen - so wie zum Beispiel nach der Prokon-Pleite 2013 mit dem Kleinanlegerschutz geschehen. Dann müssen diese Regulierungen auch für Fintechs gelten. Oder will sie den Rahmen für einen funktionierenden Markt schaffen, der den Fintechs das Wachstum ermöglicht, aber die etablierten Banken nicht stranguliert. Die aktuelle Überregulierung nutzt weder Banken noch Fintechs. Ich wünsche mir daher einen verbindlichen Zeitplan, eine klare Zielrichtung der Regulierung und vor allem Einzelregulierungen, die besser aufeinander abgestimmt sind.
