LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Mifid IILesedauer: 9 Minuten

Experten befragt Was planen die Maklerpools? – 3 Fragen zu Mifid II

Seite 2 / 6



Netfonds
Martin Steinmayer, Vorstand Netfonds Gruppe: „Die technischen Anpassungen werden enorm sein“

1. An welchen konkreten Projekten arbeiten Sie derzeit bezüglich der Mifid II für Ihre Makler?

Martin Steinmayer: Neben der Basis-Arbeit unsere Partner umfassend zu informieren, haben wir bereits Lösungen geschaffen, die dem Berater den Umgang mit der Regulierung erleichtern. Bereits jetzt müssen Regeln zur Offenlegung der Art der Berechnung und der Höhe der Provisionen und Zuwendungen berücksichtigt werden.

Dieser Pflicht kommen unsere Berater, dank einer technischen Lösung innerhalb der Netfonds-Beratersoftware problemlos nach. Die Kosten werden automatisch im Beratungsprotokoll transparent in Euro ausgewiesen. Um auch dauerhaft die Transparenz hinsichtlich der Kostenstrukturen von Produkt und Beratung und die Auswirkungen auf die Rendite zu gewährleisten, arbeiten wir gemeinsam mit Datenlieferanten und Produktpartnern daran die geforderten Daten zu erweitern.

Zukünftig muss durch Mifid II zudem belegt werden, dass die Qualität der Beratung für den Kunden durch die Vereinnahmung von Provisionen wesentlich aufgewertet wird. Die Provision seitens des Produktgebers darf demnach nicht erst den Geschäftsbetrieb ermöglichen sondern muss diesen auch qualitativ verbessern. So umständlich dies zunächst klingen mag, am Ende werden die „klassischen Aufwendungen“ für IT-Dienstleistungen die Vereinnahmung von Zuwendungen wohl auch zukünftig rechtfertigen.

Auch Mischmodelle (die Kombination aus Honorar vom Kunden und der Annahme von Provisionen) dürften hier hilfreich sein. Finale Antworten werden wir hierzu erst geben können, wenn die Ausführungsvorschriften seitens der ESMA finalisiert sind.

Was konkret kann man tun? Berater müssen sich überlegen, welche messbaren Mehrwerte Sie Ihrem Kunden gegenüber erbringen und wie Sie diese Leistungen technisch möglichst einfach umsetzen. Hier kommen wir gern mit ins Spiel und liefern mit unserer Beraterplattform Lösungen. Dazu zählen schon heute regelmäßige Depotberichte (auf Knopfdruck), regelmäßige Informationen wie professionelle Newsletter oder auch Quartalsberichte (dazu haben wir eigens neue Mitarbeiter eingestellt, die Vorlagen in unserer Plattform bereitstellen) oder auch der rund um die Uhr mögliche Zugang zu Depotinformationen (App und Online-Depoteinsicht). In diesem Kontext haben wir auch unseren neuen DWS-Zulagenreport entwickelt.

2. Werden Sie ein Serviceangebot für die Telefonaufzeichnung der Beratungsgespräche bzw. der Kundenkommunikation anbieten?

Steinmeyer: Wir stellen bereits jetzt einen Dienstleister zur Verfügung, der das „Taping“ grundsätzlich ermöglicht. Betrachtet man allerdings den realen Arbeitsalltag eines Beraters, der viel unterwegs ist, so muss „Taping“ von jedem Ort verfügbar sein. Sowohl im mobilen Netz als auch im Festnetz. Wir sondieren den Markt und haben erste Lösungsanbieter identifiziert.  

Der Anforderung an sich stehen wir kritisch gegenüber, denn zum einen befürchten wir Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte von Kunde und Berater und zum anderen sehen wir den Bedarf enormer Speicherkapazitäten, wenn man für sieben Jahre Gespräche archivieren muss.

3. Welche Punkte aus dem Mifid-II-Katalog werden aus ihrer Sicht in der Praxis am problematischsten für den Vermittler umzusetzen sein?

Steinmeyer: Die technischen Anpassungen werden enorm sein. Viele Details werden sich noch ergeben. Mit viel Fleiß und erheblichen Investitionen werden wir diese Hürde für unsere Partner nehmen. Persönlich muss ich sagen, dass mir das Thema Taping „nicht schmeckt“.

Eine gesunde Beziehung zwischen Berater und Kunden besteht nicht nur aus der reinen Beratung und Vermittlung. Das Aufzeichnen von Telefonaten ist speziell für diese gegenseitige Vertrauensbildung ein Hemmnis. Aus meiner Sicht als „Kunde“, akzeptiere ich dieses Verfahren bei meinem Telefonanbieter – aber nicht bei meinem Berater.

Tipps der Redaktion