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Minenfelder 3 gefährliche Trends, die ETFs befördern

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Es sind vor allem drei Trends, die er seit mitunter zehn Jahren beobachtet:

  1. Es gibt kein Wachstum in der Wirtschaft, also suchen Anleger nach Wachstum und wollen Facebook, Google und so weiter.
  2. Anleger suchen nach Ausschüttungen, denn der Zinsmarkt liefert keine mehr. Also wollen sie Dividenden.
  3. Anleger wollen Aktien mit geringen Kursschwankungen („Low Volatility“), weil sie 2008 viel Geld verloren haben. Das Volumen in entsprechenden Smart-Beta-ETFs wuchs von 2009 bis 2016 um fast 150 Prozent – pro Jahr. Entsprechend seien auch die Bewertungen, verglichen mit stärker schwankenden Titeln, in die Höhe geschnellt.

Zum Thema Dividenden zeigt er eine nicht ganz einfache Grafik. Sie zeigt einerseits, wie stark europäische Dividenden-Aristokraten im Vergleich zum Gesamtmarkt laufen. Das sind Unternehmen, die seit mindestens zehn Jahren jedes Jahr eine höhere Dividende zahlen. Zeigt der Graph nach unten (siehe Chart), laufen die Aristokraten überdurchschnittlich gut. Und das war immer dann der Fall, wenn die Rendite für Bundesanleihen sank. Der Gleichlauf ist überdeutlich gut zu sehen.

Immer wenn die Rendite von Bundesanleihen sinkt, weichen Anleger auf Dividendenaktien aus. Entsprechend stark haben sie relativ zum Gesamtmarkt abgeschnitten. Denn wenn der beige Graph fällt, entwickelt sich der breite Aktienmarkt schlechter als die Dividenden-Aristokraten (Quelle: Artemis).

Und das kann eben auch drehen, meint der Fondsmanager: „Es ist ein Crowded Trade. Für steigende Renditen bei Bundesanleihen reicht etwas Druck auf der Lohnseite, die Gefahr einer überhitzenden Wirtschaft oder dass die Zentralbank die Geldpolitik etwas strafft. Dann verkaufen Anleger die Aristokraten wieder.“

In dem Stil geht es weiter. Laut de Tusch-Lec haben sich Anleger zu sehr darauf eingerichtet, dass es keinen Wirtschaftszyklus mehr gibt. „Facebook läuft gut, egal ob die US-Wirtschaft 2 oder 4 Prozent wächst“, meint er und hält dagegen: „Ich glaube sehr wohl, dass es noch einen Wirtschaftszyklus gibt.“ Und so langweilig es klingt, aber die besten Möglichkeiten sieht er derzeit in den abgeschriebenen Autos, Banken und Grundstoffen.

Anleger glauben derzeit nicht an einen Wirtschaftszyklus. Sie kaufen deshalb Unternehmen, die marktunabhängig wachsen - und landen zwangsläufig bei Hightech-Titeln wie Facebook (Quelle: Artemis).

Es sind einige Beispiele von vielen. Die durch Indexfonds zunehmend gleichgeschalteten Märkte sind seiner Meinung nach eine gute Möglichkeit für aktive Manager. Sie dürfen nur keine Angst haben, Kurse können eben deutlich länger in die falsche Richtung gehen als früher. „Wir machen eventuell Dinge, die erst einmal eine Weile nicht funktionieren.“

Nur – wann ändern sich die Zeiten denn? „Ich habe diese Präsentation schon vor einem Jahr gehalten, ich war früh dran“, gesteht der Fondsmanager. „Manchmal dauert es länger als man denkt.“ Macht ihm aber nichts aus. Er hat Geduld, sagt er. Seine Anleger hoffentlich auch.

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