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Mischfonds aus der zweiten Reihe Diese Perlen können mit den Milliarden-Mischfonds mithalten

Fondsmanager und Ethenea-Mitgründer Luca Pesarini, Foto: Jürgen Heppeler
Fondsmanager und Ethenea-Mitgründer Luca Pesarini, Foto: Jürgen Heppeler
Es gibt sie immer wieder – jene Telefonate, die so ganz anders sind, als man es zunächst erwartet. Zum Beispiel der Anruf bei der Hamburger Vermögensverwaltung SPSW Capital. Anders als bei anderen Fondsgesellschaften ließ der Mitarbeiter keinen Zweifel daran, dass er lieber diskret unter dem Medienradar fliegt. Immerhin gab er die Durchwahl zum Manager des Mischfonds WHC Global Discovery heraus – einer wahren Perle.

Doch welche Unterschiede tun sich hier auf? Der Discovery-Fonds soll nicht größer als 150 Millionen Euro werden, kündigt Fondsmanager Markus Wedel an. Gern gesehen sind langfristig orientierte Anleger, die nicht gleich beim kleinsten Börsenbeben das Weite suchen. Das ist das eine Extrem im Geschäft mit Mischfonds.
Die Dickschiffe und ihre Alternativen Diese Perlen können mit den Milliarden-Mischfonds mithalten

Das andere besteht aus einigen wenigen Mischfonds, die seit Jahren kontinuierlich Geld einsammeln und zu milliardenschweren Platzhirschen angeschwollen sind. Der Branchendienstleister MMD stellt fest, dass drei Viertel des in Mischfonds angelegten Geldes auf die 30 größten Produkte fallen. Im Gegenzug enthalte jeder vierte der rund 2.000 untersuchten Fonds weniger als 15 Millionen Euro. Normalerweise zum Überleben zu wenig.

MMD-Geschäftsführer Norbert Neunhoeffer sieht das mit Argwohn und wünscht sich Vielfalt. „Anleger sollen sich entscheiden können, welche Strategie zu ihnen passt. Kleinere Häuser bieten mit ihren kürzeren Entscheidungswegen und oftmals pragmatischen Lösungen interessante Alternativen zu den großen Produkten, die jeder kennt“, sagte er dem „Finanz Monitor“.

Die fünf gefragtesten Mischfonds des ersten Halbjahrs

Somit ist es eine gute Idee, einmal die fünf bestverkauften Mischfonds der ersten Jahreshälfte in Europa herauszusuchen. Dazu den Flossbach von Storch Multiple Opportunities, der in Deutschland seit Jahren in den Topseller-Listen zu Hause ist und auch 2015 schon wieder mehr als eine Milliarde Euro eingesammelt hat. Diese Fonds dienen als Maßstab, um gleichwertige Konkurrenzprodukte herauszufischen, die ein paar Nummern kleiner sind. Kriterien sind Performance und Volatilität auf Sicht von drei Jahren und eine maximale Fondsgröße von einer Milliarde Euro.

Wobei gerade das letztere Kriterium mit Vorsicht zu genießen ist. Denn viele Mischfonds sind nur der öffentlich sichtbare Teil einer Gesamtstrategie. „Viele Mischfonds haben noch eine oder mehrere Spiegelstrategien für Großanleger“, erklärt Jean Médecin, der bei der Fondsgesellschaft Carmignac Gestion im Investment-komitee sitzt. Der Carmignac Patrimoine bringt inzwischen 28 Milliarden Euro auf die Waage. Aber es gebe eben keine Dunkelziffer wie bei anderen Anbietern. Beim Patrimoine sei alles transparent. Das große Fondsvolumen betrachtet Médecin gelassen: „Er ist von vornherein als Fonds konzipiert, der mit großem Volumen arbeiten kann.“

Michael Schoenhaut, Manager des JP Morgan Global Income, sieht in den Geldzuflüssen sogar Vorteile. Wenn er im Portfolio umbaut, muss er für neue Positionen nicht zwangsläufig bestehende Positionen verkaufen. „Aber wir beobachten die Zuflüsse natürlich sehr wachsam, da sicherzustellen ist, dass unsere Flexibilität und damit unser Investmentprozess nicht eingeschränkt wird“, so der Fondsmanager.

Kritisch sind dagegen die Analysten von Morningstar. Sie weisen darauf hin, dass der Flossbach-Fonds und der Ethna-Aktiv von Ethenea früher gute Gewinne aus Nebenwerten herausholten. Was nun natürlich nicht mehr möglich sei. Von Stockpicking ist in der Strategie des Ethna-Aktiv in der Tat nichts mehr zu sehen. „Wir verfolgen einen makroökonomischen Top-down-Ansatz, der uns viele Möglichkeiten eröffnet, und sind daher von der Größe, die unsere Effizienz beeinflussen könnte, noch weit entfernt“, beruhigt Fondsmanager und Firmenmitgründer Luca Pesarini, bestätigt aber zugleich, dass er tatsächlich nur „in entsprechend großkapitalisierte Aktienpositionen oder Anleihen mit einer gewissen Größe“ investieren könne.

Wenn man die Vergleichsgruppen nach ähnlich erfolgreichen Fonds durchforstet, erkennt man zwei Dinge. Erstens: Die Topseller stehen zu Recht dort oben und zeigen teils hervorragende Werte. Beim Ethna-Aktiv mussten wir die Auswahlkriterien lockern, um überhaupt konkurrenzfähige Produkte zu finden. Und zweitens: Es findet sich trotzdem die eine oder andere kleine, wendige und erfolgreiche Perle.

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