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Mittelstandsanleihen: „Warten auf ein günstiges Zeitfenster“

Christopher Schütz, Börse Stuttgart
Christopher Schütz, Börse Stuttgart
DAS INVESTMENT.com: Air Berlin hat gerade seine dritte Anleihe platziert: 100 Millionen Euro angestrebtes Volumen, drei Jahre Laufzeit und ein Zinskupon von 11,5 Prozent. Wie ist es gelaufen?

Christopher Schütz: Die Zeichnungsfrist begann am Mittwoch vergangener Woche, Freitagmorgen wurde das Orderbuch vorzeitig geschlossen. Die Quirin Bank fungierte als Emissionsbank. Wie hoch die über Bondm gezeichnete Quote durch Privatanleger war, haben wir noch nicht ermittelt. Bei den beiden vorangegangenen Air-Berlin-Anleihen lag sie bei rund 50 Prozent.

DAS INVESTMENT.com: Das ist ja gut gelaufen. Eine Krise gibt es im Bondm-Segment nicht?

Schütz: Das wäre schön. Die „Finanzmarktkrise Teil II“ begann im August, der ohnehin emissionsfreien Urlaubsphase. Im September standen einige Emittenten in den Startlöchern. Die Mehrheit der Emittenten hat sich in enger Abstimmung mit uns und den anderen Emissionsberatern entschieden, auf ein besseres Zeitfenster zu warten. Die jüngsten Emissionen verliefen über alle Börsensegmente hinweg schleppend. Der Sportartikelhersteller Royalbeach hat während der zwölftägigen Zeichnungsfrist seine angestrebte Summe nicht vollständig platzieren können.

DAS INVESTMENT.com: Wer wagt sich als nächstes aufs Parkett?

Schütz: Die Emittenten haben in Abstimmung mit allen Beteiligten nach den jüngsten Erfahrungen beschlossen, ein investitionsfreudigeres Umfeld abzuwarten. Vier Anleihen wären zur Zeichnung bereit, weitere sind in Vorbereitung. Wir rechnen damit, dass sich ab der zweiten Januarhälfte das Zeitfenster wieder öffnet, sofern sich das Marktumfeld stabilisiert.

DAS INVESTMENT.com: Abgesehen vom richtigen Investitionsumfeld, was begünstigt eine zügige Zeichnung?

Schütz: Der Bekanntheitsgrad des Emittenten oder seiner Produkte ist durchaus wichtig für den Platzierungserfolg.  Ist das Unternehmen zu unbekannt, so wird im Vorfeld normalerweise zunächst der Name im Markt bekannt gemacht. Bei den Anlegern handelt es sich unserer Erfahrung nach weitgehend um emanzipierte Anleger, die Chancen und Risiken von Unternehmensanleihen abwägen und sich aktiv informieren. Die Laufzeiten der Mittelstandsanleihen können in der Praxis zwischen etwa drei und sieben Jahren variieren. Bei kürzeren Laufzeiten fallen die Emissionskosten stärker ins Gewicht. Auf der anderen Seite werden zu lange Laufzeiten von den Anlegern gemieden. Die meisten Anleihen in Bondm haben eine Laufzeit von fünf Jahren.

DAS INVESTMENT.com: Bondm wurde im Mai 2010 gegründet, im September 2010 gab es die ersten Emissionen. Was haben Sie aus der ersten Zeit gelernt, was Sie künftig besser machen wollen?

Schütz: Bisher haben wir auf Basis eines Emissionskalenders gearbeitet. So wird jedem Unternehmen eine Woche Exklusivität für seine Emission geboten. Die Krise hat jedoch gezeigt, dass ein günstiges Zeitfenster möglicherweise wichtiger als Exklusivität sein kann. Wir halten uns daher die Option offen, wenn es der Markt erlaubt, mehrere Emissionen in engerer Taktung zur Zeichnung anzubieten.

DAS INVESTMENT.com: Wie wird sich Bondm im kommenden Jahr entwickeln?

Schütz: Wir sind sehr optimistisch. Der Durchbruch für Mittelstandsanleihen ist da. Sie werden als zusätzliche Finanzierungsalternative dringend benötigt. Eine aktuelle Studie von Seidenschwarz &Comp. zur Mittelstandsfinanzierung hat gezeigt, dass fast jeder vierte befragte Mittelständler bis 2013 die Emission einer Anleihe plant. Auf der Angebotsseite gibt es also keinen Engpass.

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